Beatriz Paredes führte die Partei der Institutionellen Revolution wieder an die Spitze. Jetzt will sie Präsidentin in Mexiko werden.
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Wenn man in den vergangenen Jahren den politischen Teil einer mexikanischen Zeitung aufschlug, so war oft von einem "Dinosaurier" die Rede. Gemeint war damit die Partido Revolucionario Institucional (PRI), diese übermächtige Größe aus vergangenen Tagen: Seit 1929 hat diese Partei ununterbrochen den Präsidenten des Landes gestellt. Bis zum Jahr 2000. Da konnte der konservative Kandidat Vicente Fox die Vormachtstellung der sozialdemokratischen Partei brechen und sich selbst an die Spitze des Staates setzen. Der Niedergang der PRI begann, der seinen Tiefpunkt im Jahr 2006 erreichte.
Bei den Wahlen zum mexikanischen Abgeordnetenhaus kam die PRI lediglich auf 24 Prozent der Stimmen. Gleichzeitig spielte ihr Spitzenkandidat bei der Präsidentschaftswahl, Roberto Madrazo, lediglich eine Nebenrolle, während der Rechte Felipe Calderón damit beschäftigt war, den Linken Andrés Manuel López Obrador zu schlagen. Die PRI lag darnieder.
Doch der Dinosaurier wieder erwachte und zwar unter der Führung von Beatriz Elena Paredes Rangel. Im Jahr 2007 trat sie gegen Madrazo bei der Wahl um den Parteivorsitz an. Daran war sie bereits 2003 denkbar knapp gescheitert. Diesmal gaben ihr 65 Prozent der Parteimitglieder ihre Stimme und kürten sie so souverän zur Parteichefin. Von da an ging es mit der PRI wieder steil bergauf.
Die Partei gewann an Popularität, ihre Kandidaten entschieden die Bürgermeisterwahlen der wichtigsten Städte für sich und als vor einem halben Jahr das Abgeordnetenhaus neu gewählt wurde, erreichte die PRI knapp 39 Prozent der Stimmen. Seither hält sie die Mehrheit im Parlament.
Zu verdanken hat das die PRI nicht zuletzt dem Eifer und Charisma ihrer Frontfrau Paredes. Die Soziologin hat schon früh gelernt, sich durchzusetzen. Im Alter von 21 Jahren war sie bereits Abgeordnete des Bundesstaates Tlaxcala, in dem sie 1953 geboren wurde. 1982 wurde sie zur Staatssekretärin für landwirtschaftliche Reformen ernannt und 1987 schließlich die erste Gouverneurin von Tlaxcala und somit landesweit erst die zweite Frau an der Spitze eines Bundesstaates. Heute gilt ihre Weiblichkeit schon fast als politischer Bonus in einem Land, das seit Jahren unter einer nicht abreißen wollenden Welle von Frauenmorden heimgesucht wird.
Derzeit stellt die PRI insgesamt 19 der 31 mexikanischen Gouverneure. Doch damit begnügt sich Paredes nicht und bläst erneut zum Angriff. Bei den 2010 anstehenden Gouverneurswahlen will sie im großen Stil abräumen. Von den zwölf zur Wahl stehenden Gouverneursposten dürften mindestens neun an die PRI gehen. Unter den Kandidaten ist auch Paredes größter innerparteilicher Konkurrent Enrique Peña Nieto, der wohl in seinem Amt als Gouverneur des Bundesstaates Mexiko bestätigt werden wird.
Mit ihm liefert sich Paredes in Popularitätsumfragen ein Kopf-an-Kopf-Duell. Doch Paredes ist sich sicher, von ihrer Partei als Präsidentschaftkandidatin aufgestellt zu werden und 2012 die Wahl zum Staatsoberhaupt zu gewinnen.