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Mia san mia, mein Revier

Von Clemens Neuhold und Wolfgang Zaunbauer

Politik

Das Match Stronach-Pröll sicherte beiden maximale Aufmerksamkeit, darum ließ sich Pröll darauf ein.


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Wien. "4. März. Hier fliegt ihre Stimme." Dieses ÖVP-Plakat ist bezeichnend für den kürzesten und zugleich härtesten Wahlkampf, den Niederösterreich in der jüngeren Geschichte erlebt hat. Weder Pröll noch Stronach sind auf dem Plakat erwähnt, das Sujet spielt einzig auf die Aussage Stronachs an, einen Tag nach der Wahl in seine zweite Heimat Kanada zu reisen. Es ist ein Insider-Schmäh der ÖVP, der aber sehr gut verdeutlicht, wie sehr sich der absolut regierende Landeshauptmann Erwin Pröll auf das Duell gegen den Herausforderer einließ. Das hätte er gar nicht müssen.

Stronach wird nicht ansatzweise an den Stimmenanteil von Erwin Pröll heranreichen, der wieder an der Absoluten kratzt. Warum Pröll trotzdem mit dem alten Neopolitiker in den Ring stieg und diesen damit noch stärker ins Scheinwerferlicht rückte, hat mehrere Gründe: Stronach wilderte in der ÖVP-Familie. Er warb den Sohn des ehemaligen Pröll-Stellvertreters, Ernest Gabmann, und die Tochter der einst wohl engsten Pröll-Vertrauten, Liese Prokop, an. Diesem Revierkampf musste sich Pröll einfach stellen. Außerdem verhindert er mit dem gut inszenierten Duell, dass seine Wähler zu Hause bleiben, weil sie ohnehin vom Sieg Prölls ausgehen. Zweikämpfe sichern die maximale Mobilisierung, zeigte schon Häupl vs. Strache in Wien.

Zwei Alphatiere

Was die Persönlichkeit betrifft, stand Pröll erstmals einem ebenbürtigen Gegner gegenüber. Der niederösterreichischen Leistungsbilanz Prölls hielt Stronach die Leistungsbilanz seines Magna-Konzerns entgegen, mit Zigtausenden geschaffenen Jobs.

Es gibt auch eine gemeinsame Bilanz der Streithähne, über Projekte, die Stronach mit Pröll in Niederösterreich umsetzen wollte - von Weltkugel über Fußballakademie bis Fußballstadion. Diese Bilanz fällt tiefrot aus. Stronach schimpft Pröll deswegen "Verhinderer" und "Schmähtandler", der von Wirtschaft keine Ahnung habe; Pröll zeichnet das Bild eines Mannes, der "nur Baustellen hinterlässt" und sich, wenn es konkret wird, in den Flieger setzt.

Im Wahlkampf sicherten sich beide durch ihr Duell Lufthoheit, während die anderen Parteien am Boden blieben.


Der Kärntner Spitzenkampf zwischen zwei Typen, die sich ähnlicher sind, als sie zugeben.Wien. Während es in Niederösterreich nur darum geht, ob Erwin Pröll auch weiterhin mit absoluter Mehrheit regieren kann oder nicht, erlebt Kärnten ein echtes Duell um Platz ein. Doch anders als im Land unter der Enns ist hier der Ton deutlich weniger rau. Das hat nichts mit Freundlichkeit zu tun, sondern liegt daran, dass die Kandidaten für eine lautstarke Konfrontation nicht taugen.

Sowohl FPK-Landeshauptmann Gerhard Dörfler als auch sein SPÖ-Herausforderer Peter Kaiser sind vom Naturell her eher ruhige, bedächtige Typen. Und beide sind in ihre Rolle eher zufällig gestoßen worden: Dörfler durch den Unfalltod Jörg Haiders, Kaiser als Kompromiss der rivalisierenden roten Ortskaiser.

Sollten sich die Demoskopen nicht völlig irren, dürfte Kaiser das Rennen machen. Seit Monaten liegt er in den Umfragen mehr oder weniger deutlich voran. Aber selbst als Nummer zwei hat er gute Chancen, nächster Kärntner Landeshauptmann zu werden, denn außer dem BZÖ, das um den Einzug bangen muss und dessen Stimmen wohl nicht reichen würden, will keine andere Partei eine weitere Amtsperiode Dörflers unterstützen.

Dieser hat auf der Habenseite zwar die Lösung des jahrzehntealten Ortstafelstreits stehen, allerdings war seine Amtszeit auch geprägt von freiheitlichen Skandalen - deren Anfänge und Ursprünge freilich in die Ära Haider reichen - und einer ungenierten Macht- und Schuldenpolitik.

Die Schulden bleiben

An den Schulden des Landes - mittlerweile fast drei Milliarden Euro - wird sich auch unter Kaiser wohl nichts ändern. Genauso wie Dörfler plant er lediglich einen Abbau der Neuverschuldung, aber "die alten Schulden bleiben natürlich", wie er im "Wiener Zeitung"-Interview sagte. Auch in Sachen extensiver Sozialpolitik dürfte sich wenig ändern. Der Teuerungsausgleich etwa soll beibehalten werden, wenn auch in etwas anderer Form. Und auch den Pflegeregress will Kaiser wieder abschaffen.

Einig sind sich Dörfler und Kaiser jedenfalls darin, was passiert, wenn sie bei der Wahl scheitern: "Ich werde kein politischer Versorgungsfall", garantieren beide.