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Der FC Bayern hat es doch tatsächlich geschafft, die Mia-san-mia-Mentalität, derer sich der Rekordmeister rühmt, auf eine ungeahnte Stufe zu hieven. Mia san mia, und gute Freunde kann eben niemand trennen, nicht einmal die Justiz.
Natürlich kann man allerlei Gründe ins Treffen führen, um die Entscheidung pro Uli Hoeneß zu legitimieren: Er hat sich große Meriten um den Klub erworben, und dieser steht nun vor historischen Erfolgen, kann also Unruhe so gar nicht brauchen. Und immerhin ist Hoeneß ja nicht verurteilt, wozu gibt es das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit?
Das alles ist richtig - und auch wieder nicht. Dass die Unruhe nun weicht, kann ebenso wenig jemand glauben, wie dass das nur irgendeinen Profi von seinem Ziel, die Champions League zu gewinnen, abhalten könnte.
Und mit der Unschuldsvermutung braucht keiner zu kommen, immerhin hat Hoeneß gestanden. Ganz gleich, worauf sich die Justiz einlässt: Hoeneß, der sich stets als Apostel sauberen Wirtschaftens mit sozialer Ader geriert hat, ist längst nicht mehr glaubwürdig - und moralisch schuldig.
Und schließlich: Wem bringt die Entscheidung etwas? Nicht den Aufsichtsräten, die die Compliance-Regeln ihrer Unternehmen plötzlich außer Kraft setzen, nicht Hoeneß. Abgesehen davon, dass die Angriffsfläche eher größer als kleiner wird, machte sich der CSU-Sympathisant nun auch zum besten Wahlwerber für die SPD. An Hoeneß und seinen Bayern scheint das alles abzuprallen. Mia san mia - so lange es halt geht.