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Die Antrittsrede des Bürgermeisters und SPÖ-Wien-Chef, Michael Häupl, bei der roten Klubklausur hatte einen besonderen roten Faden.
Er zeichnete ein Bild anhand vom Wiener Neujahrsbaby Amelie. In ihrem Leben geht alles auf. Mit einem Jahr ist sie in der Krippe, ihre Mutter findet gleich einen Job. Später geht sie ins Gymnasium, sie kann auswählen, welche Richtung sie mit 15 Jahren einschlägt, entscheidet sich für die Matura und studiert dann schließlich an der Universität. Danach findet auch Amelie einen Job.
Häupl zeichnet damit ein Bild, das seiner Wunschvorstellung entspricht. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Die meisten Frauen mit Kindern zwischen 0 und 15 arbeiten in Teilzeitjobs, und sie verdienen weniger als Männer. Wenn diese Frauen dann noch Jelena, Nezira oder Suna und nicht Amelie, Alma oder Theresa heißen, dann kommen sie mit zehn Jahren meistens nicht ins Gymnasium, statt Matura und Universität stehen sie vielmehr an der Kassa eines Supermarktes oder arbeiten in einem anderen prekären Job.
Warum der Chef einer sozialdemokratischen Partei bei einer Klubklausur, bei der es um inhaltliche Impulse geht, von einer Traumwelt der Oberen 10.000 und nicht von der Masse an sozial schwächergestellten Menschen erzählt und für sie Lösungen anbietet, bleibt offen.