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Der Wiener Historiker Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Weinzierl ist am 19. Juni im Alter von 52 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts verstorben.
Weinzierl wurde am 6. August 1950 als Sohn von Erika und Peter Weinzierl geboren. Wie seine Mutter, die in Wien tätige Zeithistorikerin, widmete sich auch Michael Weinzierl der Geschichte.
Er war seit 1. Jänner 2000 stellvertretender Vorstand des Institutes für Geschichte an der Universität Wien und dort auch als Professor tätig. Er war außerdem Vorsitzender des Gewerkschaftlichen Betriebsausschusses der Universität Wien. Das Mitgefühl der Trauergemeinde gilt Michael Weinzierls Mutter Erika sowie seinem Bruder Ulrich, der als Journalist tätig ist.
"Es war ein großer Schock für das ganze Institut. Wir waren tagelang wie gelähmt und sind es teilweise noch immer", so ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Karl Vocelka, Vorstand des Institutes für Geschichte an der Universität Wien und Professor für österreichische Geschichte in einem Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Weinzierl habe in letzter Zeit immer wieder gesundheitliche Probleme gehabt und unter der Hitze gelitten, so Vocelka. "Er hat dennoch bis zuletzt darauf bestanden, seine Vorlesungen zu halten."
"Michael Weinzierl hatte einen großen Schülerkreis und hat sich sehr für seine Studenten eingesetzt", erzählt ao. Univ.-Prof. Dr. Andreas Schwarcz, Professor für mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Wien, über den Verstorbenen, einen seiner engsten Freunde und Kollegen.
"Er war ein großer Spezialist für die englische Geschichte der frühen Neuzeit und die Mentalitätengeschichte des Protestantismus", sagt Schwarcz. Des weiteren zählte auch die französische Ideengeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts zu seinem Fachgebiet.
"Vor allem durch seine Spezialgebiete, die sonst in Wien nicht in diesem Maße besetzt sind, wird er auch der Lehre sehr fehlen", so Schwarcz. Zuletzt habe er sich mit Konfessionalitätsgeschichte beschäftigt und zu diesem Thema auch einen Sammelband herausgegeben. In seinen Publikationen widmete sich Michael Weinzierl jedoch nicht nur seinen Spezialgebieten, sondern vor allem auch den Menschenrechten.
Er war unter anderem Mitherausgeber des im November 2001 erschienenen Sammelbandes "Grund- und Menschenrechte. Historische Perspektiven - Aktuelle Problematiken", der einen Überblick zu den Menschenrechten bietet. Außerdem war Weinzierl Mitglied der Plattform "Universität und Demokratie", die in erster Linie gegen Fremdenfeindlichkeit kämpft und sich für die Demokratie einsetzt.
Am Montag fand am Institut eine Trauerfeier für den Verstorbenen statt. Aus dem traurigen Anlass wurden heuer alle Abschiedsfeiern für Kollegen, die das Institut verlassen, weil sie emeritieren oder versetzt werden, abgesagt, wie Schwarcz bestätigt. Weinzierls Lehrveranstaltungen wurden von Kollegen übernommen, die auch die Prüfungen abnehmen werden.
In seiner Funktion als Vorsitzender des Gewerkschaftlichen Betriebsausschusses der Universität Wien hat sich Weinzierl in den vergangenen Jahren gegen die verschiedenen Reformen im Universitätsbereich, wie das neue Dienstrecht und die Organisationsreform, engagiert.
"Er hat in seiner gewerkschaftlichen Funktion vielen sehr geholfen", betont Schwarcz. "Er war sehr wichtig für uns, besonders jetzt als Kämpfer in der Auseinandersetzung mit der Universitätsreform", charakterisiert Vocelka den Kollegen. "Er hat sehr basisdemokratisch gedacht und war eine echte Integrationsfigur. Das macht den Verlust besonders schlimm."
Die Beisetzung findet am kommenden Dienstag, dem 2. Juli, um 11 Uhr am Friedhof Baumgarten (14. Bezirk, Waidhausenstraße 52) statt.
Im Sinne des Verstorbenen
bitten die Angehörigen, von Blumenspenden abzusehen und den dafür gedachten Betrag der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, PSK-Bank, BLZ 60000, Konto-Nummer: 93.040.950 zu übersenden.