"Marktdominanz zum Schaden europäischer Konsumenten." | Kommission ermittelt bereits seit November. | Brüssel. Bisher bekam der Software-Riese Microsoft stets mit der EU-Kommission zu tun, weil er selbst seine marktbeherrschende Stellung ausgenutzt hatte. Am Donnerstag beschwerte er sich in Brüssel über den Konkurrenten Google, der nach Microsoft-Angaben in Europa bei Online-Suchen einen Marktanteil von 95 Prozent hat. Zwar anerkenne man die Google-Innovationen in den letzten zehn Jahren, schreibt Microsoft-Jurist Brad Smith im Firmenblog. Das Unternehmen habe sich zum "einzigen überlebensfähigen Konkurrenten" entwickelt. Doch lege Google für die Zementierung seiner Marktdominanz bei Online-Suchen und -Werbung Verhaltensmuster zum Schaden der europäischen Konkurrenten an den Tag.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Als Beispiel führt Smith die Übernahme des Videoportals Youtube durch Google 2006 an. Seitdem würden immer mehr technische Beschränkungen eingebaut, um Konkurrenten fernzuhalten. So vertrage sich das Microsoft-Betriebsystem Windows Phone etwa nicht mehr mit Youtube. Microsoft habe in die Entwicklung der (in Europa noch weithin unbekannten) Suchmaschine Bing "jährlich Milliarden Dollar" gesteckt, und wolle jetzt faire Marktbedingungen dafür, so Smith.
Kein Kommentar der EU
Eine Sprecherin der EU-Kommission wollte sich inhaltlich nicht zu der Beschwerde äußern. Bereits seit November ermitteln die Spezialisten von Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia gegen Google, weil sich drei Unternehmen beschwert hatten. So steht der Suchmaschinengigant unter Verdacht, konzerneigene Produkte und Programme bei Suchanfragen gezielt vorzureihen, Konkurrenzangebote dagegen weit hinten zu verstecken. Zudem soll Google die Preise für die Online-Werbung in die Höhe getrieben haben.
Ein Google-Sprecher gab sich nach der Eingabe von Microsoft entspannt: Mit dem Preisvergleichsportal Ciao sei bereits eine Microsoft-Tochter unter früheren Beschwerdeführern. Man arbeite unverändert eng mit der Kommission zusammen und stelle sämtliche gewünschte Informationen zur Verfügung. Viel Erfahrung mit dieser Art der Zusammenarbeit hat Microsoft: Über die Jahre zahlte der Marktführer bei PC-Betriebssystemen mehr als 1,5 Milliarden Euro an EU-Strafen, weil er Konkurrenten auf unfaire Art und Weise aus dem Markt hatte halten wollen.