Microsoft-Österreich-Chefin Petra Jenner: "Auswirkungen nicht vorhersehbar." | Alpbach. Milliarden investieren, ohne zu wissen, wohin am Ende des Tages die Reise wirklich gehen soll - das ist wohl nur in wahrhaft innovationsgetriebenen Branchen möglich. Der IT-Riese Microsoft setzt massiv auf die Entwicklung des sogenannten "Cloud Computings" - einer Technologie, bei der sich Unternehmen und andere Nutzer den Aufbau einer eigenen IT-Infrastruktur zumindest teilweise sparen können: Daten und Computerprogramme werden nur noch über Netzwerke - etwa das Internet - bezogen. Anwender greifen auf eine Infrastruktur außerhalb ihres eigenen Bereiches zu - die sogenannten "Wolke" (englisch Cloud).
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Microsoft habe eine Milliarde Dollar in diesen Bereich investiert, so Microsoft-Österreich-Chefin Petra Jenner am Rande der Alpbacher Wirtschaftsgespräche zur "Wiener Zeitung". "70 Prozent unserer Entwickler beschäftigen sich damit." Dabei gibt es laut Jenner keinen klassischen Businessplan, der vorsieht, welche Umsätze nach wie viel Jahren erreicht werden sollen. Es gebe einen "Aktionsplan", es sei aber nicht vorhersehbar, wie der Markt die Neuerung annimmt und wie sich das auf bestehende Produkte von Microsoft auswirken wird.
Die Vorteile für Kunden liegen laut Jenner auf der Hand: So könnten zum Beispiel Unternehmen, die starken Saisonschwankungen unterliegen, zu Spitzenzeiten die nötigen Kapazitäten einfach dazumieten. Auch Firmen, die expandieren, und Unternehmensgründer profitieren, da diese sich nicht von vorneweg eine eigene ausgefeilte IT-Infrastruktur aufbauen müssten. Generell könnten sich Unternehmen stärker auf ihr eigentliches Kerngeschäft konzentrieren.
"Bei Cloud Computing wissen auch wir nicht, wie es ausgehen wird", so Jenner. Feststehe aber, dass es das Geschäftsmodell von Microsoft massiv verändern werde. Beim Software-Riesen geht man jedoch von einem deutlich rascheren Wachstum in diesem Bereich aus als den - derzeit in der IT-Branche üblichen - 3,5 Prozent pro Jahr. Dies sei natürlich auch eine "Wette", heißt es. Ursprünglich habe aber auch niemand wirklich sagen können, wie sich der PC oder das Internet entwickeln würden, so Jenner. Große Konkurrenten beim Cloud Computing sind unter anderem Google und Amazon. Microsoft verweist jedoch darauf, im Unterschied zu anderen die Sicherheit im Rücken zu haben, auch im klassischen IT-Geschäft stark aufgestellt zu sein.
Office 2010 auf dem Markt
Einzelne Länder-Ergebnisse gibt Microsoft grundsätzlich nicht bekannt. Im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr habe man in Österreich jedoch ein Umsatzplus "über dem Markt" erzielen können, erklärt Jenner. Microsoft profitiert derzeit vor allem vom neuen Betriebssystem Windows 7. Seit kurzem ist auch das Anwendungs-Paket Office 2010 auf dem Markt. Laut Jenner stellen vor allem große Unternehmen nun beides auf einmal um.
Microsoft hat in Österreich derzeit 330 Mitarbeiter - um zwei mehr als vor einem Jahr.