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Migration: Frattini will EU-Arbeitsämter in Afrika

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Europaarchiv

Arbeitskräfte: Angebot mit Bedarf in EU abstimmen. | Brüssel. Die EU-Kommission will die legale Migration in die Europäische Union lenken und die Südgrenze im Mittelmeer stärker gegen illegale Immigration abschirmen. So werde die Schaffung spezieller EU-Zentren in den afrikanischen Ursprungsländern der Einwanderer überlegt, die "mit Arbeitsämtern vergleichbar" seien, sagte Innenkommissar Franco Frattini gestern, Donnerstag. Die von der Union finanzierten Büros könnten das Arbeitskräfteangebot in Ländern wie Mali oder Senegal mit dem Bedarf in den EU-Ländern abgleichen. Dabei wolle sich die Kommission auf die nationalen Zuwanderungsquoten stützen, die er "voll und ganz" respektiere, sagte Frattini.


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Jedes Mitgliedsland solle den Bereich melden, für den Arbeitskräfte benötigt würden. So könne die Anstellung etwa von Fachkräften und Saisonarbeitern oder der Austausch von Forschern und Studenten über die Zentren gelenkt werden. Diese könnten auch Ausbildungsprogramme und Sprachkurse anbieten, um die Chancen von Zuwanderern bei der Jobsuche in Europa zu verbessern. Die legal in der EU beschäftigten Afrikaner verfügten dann "selbstverständlich über volle Arbeitnehmerrechte". Im Sinne der vertieften Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern könnten begleitend Mobilitätspakete ausgehandelt werden. Afrikanische Arbeitnehmer würden für eine begrenzte Zeit eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis in der EU erhalten. Die Heimatländer müssten sich zur Rücknahme ihrer Bürger verpflichten, die dann dort positive Impulse geben könnten. 40 Millionen Euro sollen für Programme zur Arbeitsplatzschaffung in den Herkunftsländern bereitgestellt werden, um den Auswanderungsdruck zu mildern.

Überwachungszentren

Zum Kampf gegen die illegale Immigration möchte Frattini Expertenmissionen in die Herkunftsländer schicken, die den dortigen Behörden unter die Arme greifen könnten. Denn "oft kennen wir Menschenhändlernetze, können aber zu wenig dagegen vorgehen", sagte er. Neben einer Neuauflage des EU-Einsatzes bei den Kanarischen Inseln ist im Mittelmeer ein "Netz von Kontrollzentren" zur Überwachung des Seeweges aus Afrika geplant. Alle südlichen Mitgliedsstaaten sollen mitmachen, Italien und Malta eng mit Libyen zusammenarbeiten. Geprüft werden gemeinsame Patrouillen und die Entsendung einer Expertengruppe an die weitgehend unkontrollierte libysche Südgrenze. Zu deren Überwachung habe Tripolis um Hilfe von der EU ersucht.