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Die Diskussion um die Milchpreise wird am Köcheln gehalten - und stößt uns Konsumenten zunehmend sauer auf. Nachdem in der vergangenen Woche in ganz Europa Milchbauern auf die Straße gegangen sind, um für faire Preise zu demonstrieren, hat EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer-Boel am Donnerstag überraschend ein paar Maßnahmen in Richtung Kompromiss präsentiert. Staaten sollen etwa jenen Bauern, die die Milchkanne an den Nagel hängen, ihre Quoten abkaufen können. So könnten langfristig die Produktion verringert und die Preise stabilisiert werden, argumentiert die Kommissarin. So weit - so gut, denn dieser Vorschlag kann als nennenswertes Entgegenkommen gewertet werden - schließlich hatte Fischer-Boel bis vor kurzem noch gänzlich abgewinkt, wenn es um Kompromisse ging.
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Doch statt sich langsam anzunähern, kommt von den heimischen Bauern Ablehnung. "Wir brauchen Maßnahmen zur Absatzbelebung, um in der Folge zu besseren Erzeugerpreisen zu kommen, aber keine Ausstiegsszenarien für unsere Bauernfamilien, die von der Milchwirtschaft leben", poltert Josef Moosbrugger, Vorsitzender des Ausschusses für Milchwirtschaft der Landwirtschaftskammer Österreich. Er vermisst Perspektiven für die Milchbauern - doch genau das ist der Punkt: In Zeiten der Hochkonjunktur, als produziert wurde auf Teufel komm raus, hat es wenig Gespräche über Zukunftsperspektiven für die Branche und notwendige Strukturbereinigungen gegeben. Jetzt, wo der Absatz schlechter läuft (wie übrigens in fast allen Branchen), ist auf einmal Feuer am Dach, und die EU wird aufgefordert, schleunigst im Sinne der Bauern einzugreifen.
Etwas mehr Realismus täte gut in dieser bäuerlich-ländlichen Szenerie. Denn hier gilt Ähnliches wie in der von Überkapazitäten geplagten Autoindustrie: Wenn wir nicht jetzt energisch reformieren, droht noch ein dickes Ende.