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Milchwirtschaft klagt über Imitate in Eis und Keksen

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Pflanzenfett ist billiger und leichter zu verarbeiten. | Milchlieferanten verdienten um ein Viertel weniger. | Wien. Die heimischen Milchverarbeiter beklagen, dass immer mehr Lebensmittelhersteller Milchfett durch billigeres Pflanzenfett ersetzen und dadurch der Milchabsatz sinkt. Denn viele Produkte wie etwa Kekse oder Speiseeis enthalten Palm- oder Kokosfett anstelle von Milchfett.


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Genaue Zahlen, wie viel Milch von der Industrie substituiert wird, gibt es nicht. Die Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) geht von europaweit 60.000 Tonnen Milch aus. "Der Ersatz von Milch in verarbeiteten Produkten ist für uns ein großes Problem", sagte Helmut Petschar, VÖM-Präsident und Geschäftsführer der Molkerei Kärntnermilch, bei der VÖM-Bilanzpressekonferenz am Donnerstag.

Hauptgrund für den Umstieg der Industrie auf Pflanzenfett sind nicht zuletzt hohe Preise für Milchfett. Pflanzenfett lässt sich aber auch leichter verarbeiten und höher erhitzen, heißt es von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages). Unterschiede im Geschmack oder gesundheitliche Bedenken gegen die pflanzlichen Inhaltsstoffe gebe es nicht.

Speiseeis werde durch Pflanzenfette cremiger, heißt es aus der Lebensmittelbranche. Eis-Marktführer Eskimo halte den Milchanteil im Speiseeis seit Jahren auf gleichem Niveau, sagt Bernadette Arnoldner vom Eskimo-Hersteller Unilever.

Laut Experten aus der Lebensmittelbranche bleiben die Mengen an Pflanzenfett in industriell gefertigtem Speiseeis generell seit Jahren gleich.

Ob Pflanzenfett enthalten ist, erkennen Konsumenten aber oft nicht auf den ersten Blick - daher sollte die Zutatenliste auf der Packung genau durchgelesen werden. VÖM-Geschäftsführer Johann Költringer fordert eine Kennzeichnungspflicht, wenn etwa Analogkäse aus pflanzlichen Erzeugnissen auf einer Pizza verwendet wird.

Joghurt aus Tschechien

Verschärft wird der Druck auf den Milchmarkt aus Sicht der Branche durch die aggressive Preispolitik des Lebensmittelhandels. Im Jahr 1983 kostete ein Liter Milch umgerechnet 80 Cent, heute ist der Liter ab 75 Cent erhältlich. "Die Wertigkeit von Lebensmitteln ist verloren gegangen", kritisiert Petschar.

Ein Dorn im Auge sind ihm auch importierte Milchprodukte - nicht nur Eigenmarken, sondern auch Markenartikel stammen zum Teil aus dem Ausland. 50 bis 60 Prozent der Fruchtjoghurts kommen nicht aus Österreich, schätzt Petschar. Das Joghurt Activia wird zum Beispiel in Tschechien produziert, wie Hersteller Danone bestätigt. "Diese Mengen fehlen den österreichischen Herstellern", beklagt Petschar.

Frische Trinkmilch im Handel kommt hingegen fast zur Gänze aus Österreich. Die VÖM appelliert daher an Handel, Gastronomie, Industrie und nicht zuletzt auch an die Konsumenten, zu heimischen Produkten zu greifen.

Insgesamt zieht die Milchwirtschaft aber eine positive Bilanz: Der Umsatz ist zwar - aufgrund niedrigerer Preise - um 7,5 Prozent auf 1,98 Milliarden Euro gesunken, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) hat sich von minus 0,5 Prozent der Betriebsleistung im Jahr 2008 auf plus 1,5 Prozent, dem Niveau der Vorjahre, eingependelt.

Die heimischen Bauern haben im Vorjahr aber "dramatische Einkommensverluste" von minus 25 Prozent hinnehmen müssen, sagt Petschar.

Das durchschnittlich ausbezahlte Milchgeld je Bauer ging auf knapp 23.000 Euro zurück. Der Bauernmilchpreis sank von 37,5 auf aktuell 28,8 Cent pro Kilo. Damit zahlten die heimischen Molkereien den Bauern noch um 3,66 Cent mehr als deutsche.

Als Ursache für den Rückgang nannte Pechar den Absturz am EU-Milchmarkt, den schwachen Inlandsabsatz infolge der Krise und Imitatprodukte.

Der Strukturwandel setzt sich fort: Die Zahl der Lieferanten sank um 1,6 Prozent auf 38.500, die angelieferte Milchmenge ging leicht um 0,3 Prozent auf 2,7 Millionen Tonnen zurück.