Kontaktbeschränkungen könnten gegen Omikron schneller und besser wirken.
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Die Weihnachtsruhe war heuer kurz. Nicht nur, weil der 25. und 26. Dezember auf ein Wochenende fielen. Auch, weil die Omikron-Welle vor der Tür steht, die Fachleute schon im Jänner in größerer Dimension erwarten. Am Montagabend trat deshalb erneut die gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination (Gecko) für eine Lageeinschätzung zusammen, nachdem man bereits am Dienstag vor Weihnachten beraten hatte.
Verschärfungen waren nicht zu erwarten, vor allem auch, weil nach der Sitzung keine Medienstatements vorgesehen waren. Ebenso als rein interne Arbeitssitzung war der "Test-Gipel" konzipiert, auf dem - ebenfalls am Montag - zu den vorhandenen österreichweiten Testkapazitäten und deren möglichem Ausbau beraten wurde.
Seit Montag gelten zudem bereits leicht verschärfte Maßnahmen. Die generelle Sperrstunde wurde um eine Stunde vorverlegt und ist jetzt um 22 Uhr statt um 23 Uhr. Das gilt auch für die Silvesternacht - und ebenso für Hotel-Bars.
Verdoppelungsrate von zwei bis drei Tagen
Verschärfungen gab es zudem bei Veranstaltungen. Kleinere Feiern wie Hochzeiten oder Geburtstagspartys dürfen von bis zu 25 Personen besucht werden, wenn diese geimpft oder genesen sind. Der 2G-Nachweis genügt auch bei Veranstaltungen mit bis zu 500 Teilnehmern mit zugewiesenen Plätzen, was insbesondere für den Kulturbereich relevant ist. Bei Veranstaltungen bis 1.000 Besucher ist zusätzlich ein PCR-Test, nicht älter als 72 Stunden, erforderlich (2Gplus-Regel). Maximal 2.000 Personen mit zugewiesenen Plätzen sind bei Veranstaltungen erlaubt, auf denen alle Besucher auch schon den dritten Impfstich erhalten haben.
Unterdessen steigen die Infektionszahlen mit der neuen Virusvariante Omikron beträchtlich. Von der Kalenderwoche 50 auf 51, das war die vergangene, haben sich die Omikron-Fälle fast vervierfacht. In der Woche bis 26. Dezember wurden laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) 1.218 Infektionen mit der sich schnell ausbreitenden Variante nachgewiesen. Delta befindet sich weiter auf dem Rückzug. In Woche 51 wurde Delta bereits weniger als dreimal so oft wie Omikron registriert. In der Woche davor war es noch 16 Mal so häufig gewesen.
Diese Zahlen zeigen deutlich, dass Omikron die Delta-Variante auch in Österreich schrittweise verdrängt. In Wien ist die zuerst in Südafrika nachgewiesene Mutation bereits dominant. Die Schwelle von mehr als 50 Prozent Omikron-Fällen bei Neuinfektionen wurde in der Hauptstadt laut Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) am 26. Dezember überschritten. Die Verdoppelungsrate bei Omikron-Neuinfektionen beträgt aktuell rund zwei bis drei Tage.
Was aber bedeutet die erwartete rasante Ausbreitung im Hinblick auf Kapazitätsgrenzen von Spitälern und kritischer Infrastruktur? Die in den vergangenen Tagen neu erhaltenen Datenpunkte aus anderen Ländern würden darauf hindeuten, dass Omikron tatsächlich zu milderen Krankheitsverläufen führe als Delta, sagt der Komplexitätsforscher Peter Klimek zur "Wiener Zeitung". "Wir wissen aber noch immer nicht, um wie viel milder genau."
Boostern zum Schutz der kritischen Infrastruktur
Die entscheidende Frage sei, ob die Verläufe mild genug seien, um die steil ansteigende Omikron-Welle ohne gröbere Kontaktbeschränkungen wie Lockdowns gleichsam "durchlaufen" lassen zu können. Dazu müsste die Zahl schwerer Verläufe allerdings sehr deutlich reduziert sein. "Ich möchte dieses optimistische Szenario nicht ausschließen", sagt Klimek. "Aktuell kann man das aber noch nicht wissen."
Eine weitere entscheidende Frage ist, warum genau die Wachstumsraten bei Omikron um so viel höher sind als bei Delta. Das muss nämlich nicht zwingend an einer deutlich gestiegenen Infektiosität liegen. Auch hier gibt es Neuigkeiten, wie Klimek erklärt. In Südafrika wie in Dänemark und London verlangsamten sich die Infektionswellen nämlich teils früher als erwartet.
Das deutet laut Klimek darauf hin, dass die Wachstumsrate bei Omikron nicht deshalb höher ist, weil mehr Menschen sich bei einem Infizierten anstecken, sondern weil sie das innerhalb kürzerer Zeit tun. "Das wäre eine gute Nachricht", sagt der Forscher. Denn dann würde der Punkt, an dem die Welle bricht, bereits früher eintreten. Kontaktbeschränkungen wie Lockdowns hätten dann bereits binnen kürzerer Zeiträume einen stärkeren Effekt, wären also wirksamer als bisher.
Mit diesem Wissen könne man etwas optimistischer in die Omikron-Welle gehen als noch vor einigen Wochen, sagt Klimek. Grund zur Entwarnung gebe es aber noch nicht. Zu erwarten sei, dass Intensivstationen weniger schnell an Kapazitätsgrenzen gelangten, aber insgesamt deutlich mehr Menschen gleichzeitig krank würden, was jedenfalls eine Herausforderung für die kritische Infrastruktur darstelle. "Die wichtigste Waffe ist deshalb immer noch das Impfen", sagt Klimek. "Alles, was wir über Omikron gelernt haben, spricht nicht dagegen, sondern umso mehr dafür."