Der internationale Druck hat offenbar gewirkt. Der langjährige Diplomat Michel Kafando soll als Übergangspräident das Land in Wahlen führen.
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Ouagadougou. Der internationale Druck auf das Militär von Burkina Faso war groß: Nach dem Sturz von Langzeitherrscher Blaise Compaore durch eine Volksrevolte hatte es sich an die Macht gesetzt. Doch von der Afrikanischen Union bis hin zu den großen Geldgebern Frankreich und USA - die für Burkina Faso entscheidenden internationalen Akteure drängten das Militär, einen zivilen Übergang einzuleiten.
Hinzu gesellte sich Widerstand in Burkina Faso selbst: Opposition und Zivilgesellschaft demonstrierten in der Hauptstadt Ouagadougou. Sie wollten nicht schon wieder die Armee an der Spitze des Staates sehen - nachdem sie mit Compaore gerade einen Ex-Militär gestürzt hatten, der 27 Jahre lang mit einer Mischung aus Demokratie und Repression - es gab Wahlen, gleichzeitig wurden Oppositionelle eingeschüchtert - geherrscht hatte.
Nun hat die Armee eingelenkt: Nach rund zwei Wochen im Präsidentenamt wird Oberstleutnant Isaac Zida dieses wieder abgeben. In der Nacht auf Montag wurde beschlossen, dass der Jurist und Politikwissenschafter Michel Kafando zum Übergangspräsidenten ernannt wird. Die offizielle Amtsübergabe findet dann am Freitag statt. Er wolle "eine neue Gesellschaft, eine wirklich demokratische Gesellschaft" aufbauen, erklärte der 72-Jährige. Das wird auch von ihm erwartet: Kafando soll einen Übergangsprozess leiten, der innerhalb eines Jahres zu fairen und freien Wahlen führt.
Er bringt dafür viel politische Routine mit: Kafando war Anfang der 1980er Außenminister seines Landes und jahrzehntelang Burkina Fasos Vertreter bei den Vereinten Nationen. Wegen seiner langen Erfahrung als Diplomat genieße er bei der Bevölkerung großes Vertrauen, meinen Beobachter in Ouagadougou. Zudem weiß er, wie man sich auf dem internationalen Parkett bewegt - und der bitterarme Staat, in dem die meisten Bewohner von der Landwirtschaft leben, ist dringend auf internationale Hilfen angewiesen.
Verbündeter des Westens
Gleichzeitig nimmt aber Burkina Faso auch für den Westen eine wichtige Rolle ein: Der westafrikanische Staat liegt am Rand der Sahelzone, die islamistischen Gruppen als Rückzugsraum und Operationsgebiet dient, und ist ein Bündnispartner im Kampf gegen den Terrorismus.
Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hat Kafando bereits zu seiner Wahl gratuliert, und auch die Afrikanische Union begrüßte den Machtwechsel. Zur internationalen Beruhigung dürfte auch beitragen, wie dieser zustande gekommen ist. Kafando wurde von einem Komitee ernannt, in dem das Militär, politische Parteien, Religionen und die Zivilgesellschaft vertreten waren. Dass er von einer so breiten Basis unterstützt wird, erhöht die Chancen, dass Burkina Faso, das in einer sehr unruhigen Region liegt, stabil bleibt.
Zudem sehen Demokratieaktivisten die Entwicklungen in Burkina Faso als gutes Zeichen für den afrikanischen Kontinent an: Dass sowohl Langzeitherrscher Campoare als auch das Militär von der Staatsspitze verdrängt wurden, hat die Zivilgesellschaft gestärkt. Diese wird den Prozess in Richtung Demokratie weiter scharf beobachten - der freilich erst am Anfang steht und jederzeit, etwa durch interne Machtkämpfe unter den Eliten, gefährdet werden kann.