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Militärputsch auf den Fidschis

Von WZ Online

Politik

Im Pazifikstaat Fidschi hat das Militär die Macht übernommen und die Regierung von Ministerpräsident Laisenia Qarase gestürzt. Die Streitkräfte wollen die Regierung zum Rücktritt zwingen. Armeechef Voreqe Bainimarama erklärte, das Militär habe die Regierung übernommen und Qarase entlassen. Der gestürzte Ministerpräsident erklärte: "Wir haben absolut nichts, nur unsere bloßen Hände und Füße."


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Bainimarama stellt die Bildung einer Übergangsregierung in Aussicht. Danach wolle er das Präsidentenamt an den bisherigen Amtsinhaber Ratu Josefa Iloilo zurückgeben, damit dieser Wahlen zur Wiederherstellung der Demokratie ansetze.

Die Rolle, die Präsident Iloilo bei dem Putsch spielte, ist unklar. Laut Neuseelands Premierministerin Helen Clark hat Iloilo das Parlament aufgelöst. Der Präsident distanzierte sich allerdings von den Putschisten, die gegen die "demokratischen Ideale" verstießen.

Bainimarama hatte bereits vor Wochen mit einem Schlag gegen die Regierung gedroht. Er verlangt die Rücknahme eines Amnestiegesetzes für Putschisten des Jahres 2000. Zudem will Bainimarama andere Gesetze rückgängig machen, in denen er eine Bevorzugung der eingeborenen Fidschianer sieht. Bereits am Montag hatte das Militär die Polizei des Landes entwaffnet.

Neuseeland und Australien verurteilten den Putsch. Der australische Ministerpräsident John Howard lehnte jedoch die Bitte Qarases nach einer Entsendung von Soldaten ab.

Die Inseln

Die Fidschiinseln liegen südwestlichen Pazifik etwa 2100 Kilometer nördlich von Auckland, Neuseeland. Die Bevölkerung des Landes besteht zu etwa 60% aus Angehörigen der ursprünglichen melanesischen Bevölkerung und zu 40% aus Indern. Der aktuelle Putsch ist der vierte seit 1987.

Geschichte der Fidschi-Inseln

1500 vor Christus - Erste Besiedelung der Fidschi-Inseln durch Vorfahren der heutigen Melanesier und Polynesier.

- 1643 - Mit dem niederländischen Seefahrer Abel Tasman landet der erste Europäer auf den Fidschi-Inseln. Danach folgen ersten Landungen der Briten.

- 1835 - Erste christliche Missionare.

- 1854/5 - Der zum Christentum übergetretene Cakobau wird Oberhaupt von Fidschi, später König. Schlacht von Kaba: Die christlichen Kräfte erringen mit Unterstützung des Königs von Tonga den Sieg.

- 1874 - Ein Häuptlingsrat tritt das Land an die britische Krone ab. In der Folge bringt Großbritannien indische Zuckerrohr-Plantagenarbeiter nach Fidschi, deren Zahl bis Anfang des 20. Jahrhunderts stark zunimmt.

- 10. Oktober 1970 - Fidschi erlangt die Unabhängigkeit von Großbritannien. Die britische Königin bleibt Staatsoberhaupt des Commonwealth-Landes, vertreten durch einen Generalgouverneur.

- Mai/Juni 1987 - Vertreter der indischen Volksgruppe erhalten nach der Parlamentswahl erstmals eine Mehrheit gegenüber den melanesischen Ureinwohnern. Oberstleutnant Sitiveni Rabuka putscht gegen Ministerpräsident Timoci Bavadra aus der ethnisch gemischten Labour-Party, um den Melanesiern die Vormachtstellung zu sichern. Nach Protesten von Indern und Melanesiern scheitert der Staatsstreich. Eine gemischte Übergangsregierung mit Rabuka und Bavadra soll Neuwahlen vorbereiten.

- September/Oktober 1987 - Zweiter unblutiger Militärputsch unter Rabuka. Dieser erklärt die Befugnisse des Generalgouverneurs für erloschen und Fidschi zur Republik. Nach einem interimistischen Militärregime wird Ex-Generalgouverneur Ratu Sir Penaia Ganilau erster Staatspräsident, der melanesische Ex-Premier Ratu Sir Kamisese Mara steht erneut an der Spitze der von Rabuka eingesetzten neuen Zivilregierung.

- 1999 - Sieg der Fidschi-Arbeiterpartei (Fiji Labour-Party/FLP) bei der Parlamentswahl. Der indischstämmige Mahendra Chaudhry wird Ministerpräsident.

- Mai 2000 - Rebellen unter ihrem Führer George Speight stürmen das Parlament und nehmen die Mitglieder der Chaudhry-Regierung als Geiseln. Das Militär unter dem Befehlshaber der Streitkräfte, Kommodore Frank Bainimarama, übernimmt die Exekutivgewalt. Die Geiseln werden nach zwei Monaten schließlich freigelassen, Speight und seine Anhänger werden verhaftet. Der Melanesier Laisenia Qarase wird Premier an der Spitze einer Übergangsregierung.

- 2001 - Aus von internationalen Beobachtern als fair bezeichneten Wahlen geht der Bankier Qarase von der Fiji United Party (Soqosoqo Duavata Ni Lewenivanua/SDL) als Sieger hervor. Die SDL erhält 31, die FLP 27 Sitze im Parlament.

- 2003 - Der Oberste Gerichtshof entscheidet, dass die FLP gemäß der Verfassung ihrem Stimmenanteil bei der Parlamentswahl am Kabinett mitbeteiligt werden muss. Die Umsetzung bleibt zwischen Regierung und Opposition umstritten.

- Mai 2006 - Qarases Partei geht erneut als stärkste Kraft aus der Parlamentswahl hervor. Die Arbeiterpartei nimmt das Angebot einer Regierungsbeteiligung an und stellt acht von 24 Ministern.

- Dezember 2006 - Armeechef Voreqe Bainimarama erklärt nach wochenlangen Putschdrohungen die Machtübernahme durch das Militär.