PwC-Studie über die Job-Erwartungen junger Arbeitnehmer.
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Wien. "Meine Generation ist lange nach dem Karotten-Prinzip vorgegangen: klein anfangen, fleißig arbeiten und dann die Belohnung bekommen. Das ist für die Millennials nicht attraktiv", bestätigt Liz Hull, Human Capital Leader bei PricewaterhouseCoopers (PwC) Österreich den Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt.
Untermauert wird ihre Einschätzung durch eine Studie der University of Southern California und der London Business School im Auftrag der Wirtschaftsberatungsgesellschaft PwC. Dabei wurden das Verhalten und die Job-Erwartungen der sogenannten "Millennials", Arbeitnehmer zwischen 18 und 33 Jahren, untersucht. Für die Studie wurden weltweit rund 44.000 PwC-Mitarbeiter befragt. Zentrales Ergebnis: Die Zeit der Angsthasen ist vorbei. Die Millennials sind selbstbewusst und anspruchsvoll. Letzteres gilt vor allem für die Balance zwischen Job und Privatleben.
Mehr Balance
"Die Millennials wissen genau, was sie von ihrem Arbeitgeber erwarten. Und sie setzen die Unternehmen damit unter erheblichen Anpassungsdruck", bringen es die Macher der Studie auf den Punkt. Dass PwC diese aufwendige Untersuchung durchführen ließ, hat mehrere Gründe. Zum einen will man aus den Ergebnissen praktische Erkenntnisse für ein besseres Arbeitsklima ziehen. Zum anderen sind schon derzeit zwei von drei PwC-Mitarbeitern Millennials, und 2016 werden es an die 80 Prozent sein. Ein Generationenwechsel, der nicht ohne Folgen bleibt, denn wo Millennials Schreibtische und Büros erobern, bleibt nichts, wie es war: "Die Millennials verändern unsere Arbeitskultur grundlegend - auch in Österreich", sagt Hull.
So sind die jüngeren Arbeitnehmer nicht mehr davon überzeugt, dass es sich lohnt, zu Beginn des Berufslebens auf private Bedürfnisse zu verzichten, nur um später (vielleicht) die Karriereleiter erklimmen zu können. Sie legen von Anfang an besonderes Augenmerk auf ihre Work-Life-Balance. 71 Prozent der befragten Millennials gaben an, ihre Arbeit wirke sich deutlich auf ihr Privatleben aus. Zum Vergleich: Bei den Nicht-Millennials glauben das nur 63 Prozent.
Schwindende Treue
In Österreich hat PwC bereits auf diese Veränderungen reagiert. "PwC Österreich setzt sich intensiv mit Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit auseinander", sagt Hull. "Wir helfen unseren Mitarbeitern, ihre persönliche Balance zwischen Beruf und Privatleben je nach Lebensphase zu finden. Dazu gehören flexible Teilzeitmodelle, Weiterbildungsmöglichkeiten während der Karenz, die Option, Boni in Urlaub umzuwandeln, oder einfach die Möglichkeit, gelegentlich unkompliziert von zuhause aus zu arbeiten."
Derartige Benefits seitens des Unternehmens sind keineswegs selbstlos, denn die Bindung an den Arbeitgeber hat bei den Millennials abgenommen.
62 Prozent gehen davon aus, neun Jahre oder länger für ein und denselben Arbeitgeber tätig zu sein, bei den Nicht-Millennials sind das 70 Prozent.
Ein weiterer Unterschied zeigt sich in Fragen der Mobilität. 37 Prozent der Millennials betrachten einen Jobwechsel ins Ausland als Fixpunkt ihrer Karriere, in der älteren Generation sind davon lediglich 28 Prozent begeistert. Und die Jüngeren legen großen Wert auf ein zeitnahes, direktes Feedback bezüglich ihrer Leistungen: 41 Prozent von ihnen erwarten sich zumindest monatlich für ihre Arbeit gelobt zu werden. Bei den Nicht-Millennials legen darauf hingegen nur 30 Prozent gesteigerten Wert. "Feedback und Wertschätzung müssen in der Unternehmenskultur eine entscheidende Rolle spielen", zieht Liz Hull ihre Schlüsse aus der Studie. Denn, wenn sich Millennials für einen Jobwechsel entscheiden, dann liegen die Gründe häufig darin, dass die erwartete Unterstützung und Flexibilität fehlt. Ältere Mitarbeiter kündigen hingegen eher wegen zu geringer Bezahlung und mangelnder Aufstiegschancen.
Die Studie räumt aber auch mit Vorurteilen über angebliche Unterschiede zwischen den Generationen auf. Einige Werthaltungen, die allgemein eher den Millennials zugeschrieben werden, treffen tatsächlich auch auf ältere Mitarbeiter zu. Der Wunsch nach gelegentlichem Arbeiten im Home Office unterscheidet sich mit 64 Prozent bei den Millennials und 66 Prozent bei den Älteren nur unwesentlich. Hier ist also offenbar längst ein generationenübergreifender Wandel im Gange. So sieht es auch Liz Hull: "Der Wunsch nach Flexibilität in der Bestimmung von Arbeitszeit und Arbeitsort wird generell immer deutlicher."
Eine englischsprachige Zusammenfassung der Studien gibt es auf der Website von PricewaterhouseCoopers