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Milliardär als "Nothelfer"

Von Georg Friesenbichler

Politik

Mike Bloomberg hat es geschafft: Dem 59-jährigen Medienunternehmer gelang es im Wahlkampffinale, den in Umfragen klar führenden demokratischen Kandidaten Mark Green abzufangen und mit knapper Mehrheit neuer Bürgermeister von New York zu werden. Dem Multi-Milliardär trauten die Wähler am ehesten zu, die Stadt aus der Krise zu führen, in die sie nach den Terroranschlägen vom 11. September geraten ist.


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Zwar hatten die Demokraten an diesem Wahltag auch Erfolge zu verzeichnen: Mit 52 Prozent holte Mark Warner in Virginia den Gouverneursposten, im an New York angrenzenden New Jersey tat es ihm Jim McGreevey mit 56 Prozent gleich. Diese Ergebnisse verblassten aber vor den rund 43.000 Stimmen, die Bloomberg in New York den Sieg brachten: In der Stadt, in der das Verhältnis der Wähler 5:1 für die Demokraten lautet, hatte die Mehrheit zum ersten Mal zwei Republikaner in Folge gewählt. Da Noch-Bürgermeister Rudy Giuliani bereits zwei Amtsperioden hinter sich hat, können die Republikaner nun insgesamt über 12 Jahre der Stadt bestimmen.

Der Betreiber eines Finanz-Informationsunternehmens, der vier Mrd. Dollar schwer sein soll, hat geschätzte 50 Mill. Dollar seines Privatvermögens in den Wahlkampf gesteckt. Sein Mitbewerber Green verließ sich auf das herkömmliche System, dass den Kandidaten Gelder aus öffentlichen Wahlkampffonds verspricht, wenn sie sich dafür bei der Werbung um Spendengelder beschränken; er brachte es damit nur auf 12 Mill. Dollar. Die New Yorker kümmerte es nicht, wo das Geld herkam. Dass Bloomberg aber sogar das Verschicken von Videobändern mit Wahlwerbung nicht zu kostspielig war, dürfte einiges dazu beigetragen haben, dass der Vorsprung von Green, der schon zwölf Prozentpunkte betragen hatte, rapid schrumpfte.

Es war aber nicht nur der finanzielle Aufwand, der die Wahl entschied. Die Demokraten machten im Vorfeld den Eindruck eines zerstrittenen Haufens. Green hatte sich bei den demokratischen Vorwahlen nur knapp gegen Fernando Ferrer, "Chef" im Stadtteil Bronx, durchgesetzt, der versucht hatte, eine Koalition der spanischsprachigen und der farbigen Bevölkerung zu bilden. Green wurde vorgeworfen, in dieser Auseiandersetzung die Gefühle der "Hispanics" verletzt zu haben. Die Unterstützung aus der mächtigen Bronx blieb in der Folge aus, und bei der Wahl stimmten die "Latinos", traditionell Wähler der Demokraten, für einen Republikaner.

Auch bei den afro-amerikanischen und jüdischen Wählern konnte Green nicht die erhofften Prozentzahlen einfahren.

Während sich Green also nur auf die Unterstützung von Ex-Präsident Bill Clinton verlassen konnte, hatte Polit-Neuling Bloomberg einen mächtigen Fürsprecher: Der regierende Bürgermeister, Rudy Giuliani, der durch sein geschicktes Management nach den Anschlägen auch die Herzen seiner ehemaligen Gegner gewonnen hat, sprach sich zwei Wochen vor der Wahl für den Medien-Mogul aus. Zuvor hatte "Rudy" darauf spekuliert, noch für eine dritte Periode kandidieren zu können - die Wiederwahl wäre dem zum Mythos gewordenen Mann sicher gewesen -, aber das Wahlgesetz wollte man denn doch nicht ändern, und der Bundesstaat New York wies auch einen Antrag auf dreimonatige Verlängerung seiner Amtszeit zurück.

Mit ausschlaggebend für Bloombergs Sieg dürfte aber gewesen sein, dass in Krisenzeiten wie diesen "Leadership" gefragt ist, wie die "New York Times" analysiert. Und dem Self-Made-Man aus der Bostoner Vorstadt traute man eher als dem etwas hölzernen, oft den Eindruck der Arroganz erweckenden Green zu, die marode Stadt zu sanieren.

"New York is alive and well and open for business", rief denn auch der siegreiche Kandidat in seiner Dankesrede aus, mit dem Doppelsinn seiner Worte signalisierend, dass die Stadt sowohl der Wirtschaft als auch dem Alltagsleben offen stehe. Sein unterlegener Kontrahent gratulierte und rief die New Yorker zur Unterstützung des Gewinners auf. Die kann Bloomberg gut gebrauchen, denn wie er selbst sagte: "Die leichte Aufgabe liegt hinter uns. Jetzt kommt die schwere."