Der Amerikaner Chuck Feeney hat sein Geld für wohltätige Zwecke gespendet.
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Manch ein armer Mensch träumt davon, Milliardär zu sein. Chuck Feeney hat es zum Milliardär gebracht, doch er träumt davon, irgendwann kein Geld mehr zu haben. Der 83-jährige Amerikaner wuchs in bescheidenen Verhältnissen einer irischstämmigen Familie in New Jersey auf. Sein Vater war Versicherungsagent, seine Mutter Krankenschwester. Schon im zarten Alter von zehn Jahren übte er sein wirtschaftliches Talent und ging von Tür zu Tür, um Weihnachtskarten zu verkaufen. Als Teenager ließ er sich in die amerikanische Luftwaffe rekrutieren und diente während des Koreakriegs. Danach nutzte er ein Bildungsprogramm für Kriegsveteranen und schrieb sich an der prestigeträchtigen Cornell Universität ein, wodurch er der Erste seiner Familie war, der studierte. Nach dem Abschluss legte er den Grundstein für seinen Reichtum. Er gründete eine Firma, die amerikanischen Soldaten in Europa zollfreie Waren verkaufte. Daraus entwickelten sich die allseits beliebten Duty Free Shops auf Flughäfen weltweit. Der immense Reichtum, den er auf diese Weise anhäufte, war jedoch nicht das, worauf er eigentlich abgezielt hatte. "Ich bin ausgezogen um hart zu arbeiten, nicht, um reich zu werden", erklärte er. Und so beschloss der Mann, der davon überzeugt ist, dass Wohlstand verpflichtet, sein Geld für wohltätige Zwecke einzusetzen: "Ich war stets von einer Idee beseelt - man sollte seinen Reichtum nutzen, um Menschen zu helfen." Diese Einstellung war kein Werbegag oder gar eine Art Profilierungsneurose. Denn Feeney wirkte vor allem im Verborgenen. Heimlich transferierte er Anfang der 1980er Jahre seinen Firmenanteil auf seine Stiftung Atlantic Philantropies. Die hat seither mehr als 6,5 Milliarden Dollar für Bildung, Gesundheit und Menschenrechte gespendet. Die meisten Spendenempfänger hatten keine Ahnung, von wem das Geld kam, und jene, die es wussten, wurden zu Stillschweigen verpflichtet. So ist der öffentlichkeitsscheue Wohltäter bis heute außer bei Insidern kaum bekannt. Doch sein Vorbild inspirierte andere Milliardäre, unter ihnen Bill Gates und Warren Buffett, ebenfalls großzügig zu spenden. Ein besonderes Faible hat Feeney für die Heimat seiner Vorfahren. Das "Forbes" Magazin beschreibt ihn als "einen Mann, der mehr für Irland getan hat als sonst jemand seit St. Patrick". Mehr als 1,25 Milliarden Euro sollen aus seiner Hand in wohltätige Projekte auf der grünen Insel geflossen sein. Er selbst nennt übrigens weder ein Heim noch ein Auto sein eigen und trägt eine Uhr, die er für 15 Dollar gekauft hatte. Er wohnt abwechselnd in einer von drei Wohnungen in Dublin, Brisbane und San Francisco, die seiner Stiftung gehören. Sein großes Ziel ist es, bis zu seinem Tod überhaupt kein Geld mehr zu haben: "Ich möchte, dass mein letzter Scheck platzt."