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Wie wichtig ehrenamtliche Arbeit ist, betonten zahlreiche Festredner bereits bei der Konstituierung des "Österreichischen Nationalkomitees", das mit der Abwicklung des von der UNO ausgerufenen Internationalen Jahres der Freiwilligen betraut ist. Den Worten sollen Taten folgen - darauf hoffen nicht zuletzt die zahlreichen Vereine und Non-Profit-Organisationen. Doch auch Sozial- und Innenministerium äußerten den Willen, ihren Teil beizutragen.
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In einem Punkt waren sich die PolitikerInnen einig: Das Ehrenamt und freiwillige Engagement gehören anerkannt und aufgewertet. Und dafür biete sich das Internationale Jahr der Freiwilligen bestens an.
Die betroffenen Organisationen sehen dies etwas differenzierter. "Wenn man ein Jahr braucht, um darüber nachzudenken, wie wichtig ehrenamtliche Arbeit ist, dann ist diese Tatsache bedenklich", meint Peter Reicher, Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Doch auch Positives kann er dem Jahr der Freiwilligen abgewinnen. So erhoffe er sich wichtige Impulse und konkrete Ergebnisse von den Arbeitskreisen, die das Sozialministerium im Rahmen des Österreichischen Nationalkomitees einrichtet.
Mit knapp 4.300 Hauptamtlichen österreichweit sowie zwischen 5.000 und 6.000 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen gehört die Volkshilfe zu den so genannten Big Five, den fünf großen Wohlfahrtsverbänden. Ebenso wie Caritas, Österreichisches Rotes Kreuz, Hilfswerk und Diakonie Österreich ist die Volkshilfe in hohem Maß auf die Unterstützung von Freiwilligen angewiesen. "Wir sind der Meinung, dass in einer Zivilgesellschaft Hauptamt und Ehrenamt nebeneinander bestehen sollen", betont Reicher. Es müsse aber trotzdem professionell betrieben werden. Daher liegt ein Schwerpunkt auf der Ausbildung. Gleichzeitig sei zu verhindern, dass ehrenamtliche Mitglieder "Jobkiller" sind, gibt Reicher zu bedenken. Ebenso gilt es, Rechte und Pflichten von freiwilligen MitarbeiterInnen festzuhalten.
Acht Arbeitskreise und zwei Millionen Schilling
All das sind Themen, mit denen sich zahlreiche Institutionen bereits seit längerem beschäftigen. Sie fließen auch in die acht Arbeitskreise ein, zu denen das Sozialministerium nicht nur die Wohlfahrtsverbände eingeladen hat, sondern auch VertreterInnen der Sozialpartnerorganisationen, des universitären Bereichs, der Privatwirtschaft, Frauen-, Senioren-, Behinderten-, Entwicklungshilfe- und Naturschutzorganisationen, Bergrettung oder die Freiwilligen Feuerwehren. Zwei Mill. Schilling aus dem laufenden Budget hat das Sozialministerium für die Abwicklung und die Unterstützung des Nationalkomitees, in dem rund 100 Dachverbände vertreten sind, vorgesehen.
Ebenso breit gestreut wie die Aufgaben der Vereine sind auch die Themenstellungen der Arbeitskreise. Anfang März werden sie eingerichtet, bis Ende des Jahres sollen sie Lösungsmaßnahmen präsentieren. Erarbeitet werden Vorschläge zu Qualitätssicherung sowie Aus- und Fortbildung im Bereich der Freiwilligenarbeit, zu rechtlichen Fragen, zur Zusammenarbeit mit der Wirtschaft oder zur Modernisierung des Vereinswesens.
Dass es sich um eine lange Liste an Forderungen handelt, die nur sukzessive und nicht innerhalb eines Jahres umgesetzt werden können, ist auch im Sozialministerium klar. Aber: "An die 400 Personen in Österreich nehmen sich nun Zeit, sich intensiv mit diesen Themen zu beschäftigen", betont Marina Hahn aus dem Sozialministerium.
Die Maßnahmen gelte es nicht nur zu entwickeln, sondern auch zu implementieren - teils ressortübergreifend. So könnten gemeinsame Regelungen mit dem Wirtschaftsministerium erarbeitet werden, nennt Hahn als Beispiel und verweist auf das Gleichbehandlungsgesetz. Ähnlich wie hier kann sie sich vorstellen, dass bei Kollektivverhandlungen gewisse Regelungen - wie zur Dienstfreistellung - mit einfließen.
Wie wichtig in diesem Fall auch Bewusstseinsbildung ist, darauf weist Bernhard Jany, Sprecher des Roten Kreuzes, hin. "Wir wissen um die Nützlichkeit der Freiwilligen, doch die Arbeit muss besser bekannt sein, damit sie gestärkt werden kann", erklärt er.
Immerhin rund 38.000 Freiwillige stellen sich dem Roten Kreuz zur Verfügung, bei großen Katastrophen wie in Kaprun oder beim Brand des Tauerntunnels sind zu 95 Prozent Freiwillige im Einsatz. Pro Jahr leisten sie über elf Millionen Stunden und helfen bei der Betreuung von 2,2 Millionen Menschen.
Doch nur diese Zahlen bekannt zu machen, ist für Jany zu wenig. Auch bessere Rahmenbedingungen für Freiwilligenarbeit seien notwendig. So appelliert das Rote Kreuz immer wieder an die Wirtschaft, für erleichterte Dienstfreistellung zu sorgen. Ebenso könnten Firmenpartnerschaften vorangetrieben werden, meint Jany. Dabei ginge es nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern auch um die "Vermarktung" - gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit sozusagen.
Einen anderen Beitrag möchte das Innenministerium leisten. Eine Entrümpelung des Vereinsrechts hat Innenminister Ernst Strasser in Aussicht gestellt. Erste Vorschläge liegen bereits vor. So soll eine Aufgabenzusammenführung von Vereinsbehörden die bisherige "Doppelzuständigkeit" mehrerer Behörden beseitigen oder Rechtssicherheit für Vereinsgründer in der Zeit bis zur Konstituierung des Vereins geschaffen werden. Insgesamt gelte es, bürokratische Hürden zu beseitigen, heißt es aus dem Innenministerium.
Kontinuität der Arbeit als Grundvoraussetzung
Für die Organisationen ändert dies nichts am Wissen um die Notwendigkeit der Kontinuität. Denn auch in einem anderen Punkt sind sich alle einig: Die Arbeit der Freiwilligkeit wurde vor und wird nach diesem Jahr geleistet, unabhängig davon, ob sie nun eine Zeit lang in den Vordergrund gerückt wird. Denn sich nur ein Jahr lang zu engagieren, ist in diesem Fall nicht möglich.