Die neuen EU-Länder müssen eine Menge investieren, damit sie europäische Umweltstandards erreichen. Insbesondere bei Abfallbeseitigung, Trinkwasserversorgung wie auch Kläranlagen herrsche Handlungsbedarf, teilte gestern Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll mit. Das Investitionsvolumen vor der Haustür wird von der heimischen Industrie auf 80 bis 110 Mrd. Euro geschätzt, die natürlich hofft vom großen Kuchen auch ein ordentliches Stück zu bekommen.
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Pröll lobt das bisherige Umweltengament der Neuen. "Seit 1990 wurden in Tschechien die Schwefeldioxidemissionen um 87 Prozent reduziert, in der Slowakei um 76 Prozent." Doch das sei nur die halbe Wahrheit, meinen Kritiker. Denn die Schadstoffe seien nicht freiwillig reduziert worden, sondern durch den Niedergang der Schwerindustrie. Im Grunde hätten wenige Länder ein Interesse in Umweltschutz zu investieren und die EU-Standards seien ein lästiger Klotz ab Bein. Damit dieser nicht zu schwer wird, hilft Österreich finanziell aus. Für 143 Klimaschutzprojekte wurden 44,6 Mill. Euro bis Ende 2003 zugesagt. Darunter Biomasse als Atomkraft-Alternative.
Die Erweiterung, die in 100 Tagen bevorsteht, muss jedoch auch den restlichen Österreichern verkauft werden. Damit gibt sich Pröll nun die größte Mühe. Ab Februar startet er eine Werbetour in fünf Bundesländer. Auch wird er in die Hauptstädte der Erweiterungsländern reisen, um die Vorzüge österreichischer Lebensmittel anzupreisen und Kontaktmöglichkeiten zu bieten. Danach geht die Tour auch nach Sofia und Bukarest.
Prölls Urteil über die zehn neuen EU-Staaten fällt rundum positiv aus. Da er die Skepsis und Sorgen der Bauern kennt, versucht er auch diese zu entkräften und betont einmal mehr die Chancen heimischer Spitzenprodukte bei den 100 Millionen Konsumenten. Er ist überzeugt, dass mit wachsendem Lebensstandard auch im Osten bessere Nahrungsmittel nachgefragt werden. Dass heimische Landwirte unter Druck kommen, glaubt er nicht. Einzig für Körndlbauern könnte es eng werden, da die neuen Konkurrenten Getreide billiger produzieren.
VCÖ: Güterverkehr bis 2010 mehr als doppelt so stark
Auch für die Umwelt ist der Minister überaus optimistisch. Die Luftschadstoffe würden weiterhin reduziert. "Die Belastung durch bodennahes Ozon wird voraussichtlich um 10 Prozent sinken." Weniger positiv sieht die Lage der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Die Erweiterung drohe durch eine neue Verkehrslawinen überschattet zu werden. Eine Studie zeige, dass durch die EU-Erweiterung der grenzüberschreitende Personenverkehr bis zum Jahr 2010 zwischen Österreich und den Nachbarländern je nach Land um 60 und 90 Prozent zunehmen wird. Der grenzüberschreitende Güterverkehr wird sich mehr als verdoppeln. Doch bei Bahn und Bus wurden die notwendigen Investitionen nicht getätigt. Der Öffi-Ausbau in die neuen Nachbarn müsse forciert werden.