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Milliardengrab Kasachstan

Von Karl Leban

Wirtschaft
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Der Markteinstieg in Kasachstan ging ins Auge: Nun hat Bankchef Cernko die Reißleine gezogen.

Fehlkauf ATF hat die Bank Austria alles in allem zwei Milliarden Euro gekostet.


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Wien. Für die Bank Austria war Kasachstan alles andere als eine Reise wert. Unter dem Strich hat das Gastspiel in dem rohstoffreichen zentralasiatischen Land zirka zwei Milliarden Euro gekostet. Diese Zahl nannte Bankchef Willibald Cernko am Montag in der Bilanzpressekonferenz.

Mit dem Verkauf ihrer defizitären Tochterbank ATF an den kasachischen Oligarchen Galimzhan Yessenov kehrt die Bank Austria dem flächenmäßig neuntgrößten Staat der Welt nun - nach knapp sechs Jahren - den Rücken. "Der dortige Markt ist sehr schwierig", sagte Cernko. "Wir hatten die Karotte immer wieder vor der Nase, konnten aber nie abbeißen."

Verlust im vierten Quartal

In der Bilanz für 2012 hat das Kasachstan-Abenteuer nochmals tiefe Spuren hinterlassen. Mit einer Sonderbelastung von 423 Millionen Euro war die ATF, deren Firmenwert auf null abgeschrieben werden musste, der weitaus größte Negativposten. Im Übrigen war das kasachische Sorgenkind auch der Hauptgrund, warum die Bank Austria im Schlussquartal mit einem Minus von 678 Millionen Euro massiv in die Verlustzone abrutschte.

Im Gesamtjahr 2012 blieb der Wiener Großbank, die als Tochter der italienischen Unicredit für Österreich und Osteuropa zuständig ist, dennoch ein Gewinn übrig - und zwar in Höhe von 423 Millionen Euro. Neben der ATF mussten noch anteilige Verluste bei der Unicredit Global Leasing, eine Firmenwertkorrektur bei der Ukraine-Tochter Ukrsotsbank sowie die Bankensteuern in Österreich und einigen Nachbarländern verdaut werden. Abdecken konnte die Bank Austria diese Sonderbelastungen, die sich auf knapp mehr als eine Milliarde Euro summierten, aus dem operativen Ergebnis (2,73 Milliarden Euro).

Dass das Institut den Nettogewinn 2012 mehr als verdoppelte, liegt daran, dass die Sonderbelastungen im Jahr davor noch höher waren. Gemessen an der Größe der Bank ist der nun ausgewiesene Gewinn von 423 Millionen Euro jedoch nach wie vor bescheiden. Noch in Boomzeiten waren Gewinne in Milliardenhöhe keine Seltenheit.

Trotz des Finanzdebakels in Kasachstan schwört Cernko dem Osten weiter die Treue. "Unser Bekenntnis zu Zentral- und Osteuropa ist ungebrochen", betonte der Bankchef. "Die Region bleibt weiterhin der Wachstumsmarkt vor unserer Haustür, auch wenn die einzelnen Märkte differenziert zu betrachten sind." Selbst in Ungarn, wo Ministerpräsident Viktor Orbán nun Pläne wälzt, den Einfluss ausländischer Banken einzudämmen, sieht Cernko keinen Grund für einen Rückzug. Weiter investiert werden soll aber primär in der Türkei, Russland, Tschechien und der Slowakei.

Kapitalerhöhung geplant

In Sachen Kapitalausstattung lag die Bank Austria zuletzt mit einer Quote von 10,6 Prozent (bezogen auf alle Risiken) deutlich über den Vorgaben der Regulatoren. Trotzdem will sie noch im ersten Halbjahr ihr Eigenkapital aufstocken. In welchem Ausmaß die Mailänder Mutter Unicredit frisches Geld zuschießt, ist vorerst offen. Vor drei Jahren waren es jedenfalls zwei Milliarden Euro. Deshalb hatte die Bank Austria auch nicht zum Finanzministerium pilgern müssen, um so wie andere österreichische Großbanken staatliche Kapitalhilfen abzurufen.

Die Unicredit schichtet im Konzern gerade Kapital um - je nach Erfordernis. So wurde die aktuell überkapitalisierte deutsche Tochter Hypovereinsbank zu einer außerordentlichen Ausschüttung im Volumen von einer Milliarde Euro verpflichtet - und das zusätzlich zur Zahlung einer Dividende von 1,5 Milliarden Euro.

Aus Wien wird es für die Unicredit unterdessen auch für 2012, schon das fünfte Jahr in Folge keine Dividende geben. Was als Gewinn übriggeblieben ist, verbleibt in der Bank Austria - für den weiteren Aufbau von Eigenkapital.