Ministerien gaben seit 2009 mehr als sechs Millionen Euro für PR-Beratung aus.
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Das Innenministerium hat in Sachen Öffentlichkeitsarbeit den höchsten Beratungsbedarf: Das Ressort zahlte in den vergangenen drei Jahren gleich 1,4 Millionen Euro für PR-Aufträge - und liegt damit unangefochten an der Spitze. Die spendable Manier, mit der sich Ex-Innenministerin Maria Fekter an die sensible Materie machte, kam insbesonders der in Innsbruck und Wien ansässigen, aber nicht rasend bekannten Werbeagentur Headquarter zugute, die im genannten Zeitraum allein in der Herrengasse gleich eine halbe Million abräumte.
Als Gegenleistung bot sie strategische Beratung, gestaltete Broschüren sowie Kampagnen und konzipierte das Projekt Kinderpolizei. Mit einem Honorar in Höhe von 410.250 Euro schnitt die Wiener Filmemacherin Melanie Pfaffstaller, die für zwei TV-Kino-Spots sorgte, nur unwesentlich schlechter ab.
Die nunmehrige Finanzministerin Fekter, deren oberstes Ziel eisernes Sparen sein muss, zeigte sich in ihrer vorigen Funktion auch sonst nicht knausrig: Sie gab, wie einer soeben veröffentlichten Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des Grün-Abgeordneten Karl Öllinger zu entnehmen ist, allein im Jahr 2010 für PR- und werbliche Dienstleistungen von Agenturen fast 800.000 Euro aus - ähnlich viel wie das Finanzressort, doch beinahe vier Mal so viel wie das Sozialressort und sechs Mal mehr als etwa das Frauenministerium. Das Gros des Geldregens landete bei diversen Werbeagenturen, deren Namen im Dunkeln bleiben, doch auch Nachrichtenagenturen wie die APA sowie PR-Firmen wurden großzügig bedacht.
Zahlreiche Berater
Auch wenn die übrigen Ministerien zumeist weniger für gute PR-Ratschläge auszugeben bereit waren, wurden seit Anfang 2009 seitens der Bundesregierung summa summarum sechs Millionen Euro für derartige Zwecke lockergemacht: Kanzler Werner Faymann etwa benötigte unter anderem die kontinuierliche Unterstützung der Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann, die ihm bei kommunikationspolitischen Fragen beistand beziehungsweise die Informationskampagne "Ein Jahr Bundesregierung" kreierte. Unterrichtsministerin Claudia Schmied wiederum waren die Ezzes der Agentur Ecker & Partner pro Jahr 82.000 Euro wert. Justizministerin Beatrix Karl hört auf die einstige Schüssel-Presselady Heidi Glück, die sie insgesamt 240 Stunden lang à 250 Euro mit wertvollen Tipps versorgt - macht in Summe 60.000 Euro plus 20 Prozent Umsatzsteuer. Und bei Infrastrukturministerin Doris Bures kam Ex-ORF-Mitarbeiter Christian Moser, Geschäftsführer der MC Media Consult, mit mehr als 130.000 Euro zum Zug.
Nobodys mischen mit
Weitere 3,3 Millionen wurden allein im Jahr 2010 an Agentur-Honoraren aufgewendet, was indes lediglich einen Bruchteil der Gesamtausgaben für Öffentlichkeitsarbeit ausmachte, die sich auf rund 40 Millionen Euro summierten. Übrigens: Die Boulevard-Zeitungen "Krone", "Österreich" und "Heute" durften sich schon damals, als ihre Bevorzugung noch gar kein Thema war, über Inseratenaufträge seitens der Regierung in Höhe von mehr als 10 Millionen Euro freuen, wobei sich die rote Minister-Riege als großzügiger erwies als die schwarze.
Abgesehen von den Zeitungen zählten zum einen wohlbekannte Agenturen wie Young & Rubicam Vienna, Unique, Lowe GGK oder Grayling Austria zu den erfolgreichsten Auftragnehmern der Regierung. Sie konnten insbesondere ihre Größe, ihr Image und ihre exzellenten Verbindungen in die Waagschale werfen.
Einen guten Namen in der Politik hat auch das PR-Unternehmen Communication Matters zu verteidigen, dessen Chefs Christian Kollmann und Peter Menasse neben ÖBB, OMV oder Uniqa gleich mehrere politische Topadressen auf ihrer Referenzliste stehen haben, darunter das Gesundheits-, Unterrichts- und Frauenministerium sowie das Kanzleramt, die allesamt in der linken Reichshälfte angesiedelt sind. Flott unterwegs ist obendrein, speziell beim Finanzministerium, die Agentur Kraftwerk, die dort 112.000 Euro allein im Jahr 2010 einheimste.
Auf eine Art Promi-Bonus bauen können weiters der Polit-Kommentator des ORF, Peter Filzmaier, der mit seinem Institut für Strategieanalysen etwa für das Gesundheitsministerium tätig ist, aber auch die einstige Grün-Abgeordnete Monika Langthaler, deren Privatfirma Brainbows in Sachen Energiestrategie im Wirtschaftsministerium immer wieder mit Aufträgen bedacht wird.
Überraschenderweise punkten aber zugleich Beratungsfirmen in den Ministerien, deren Bekanntheitsgrad noch durchaus ausbaufähig wäre: So etwa war der Wiener Werbeberater Günther Kienpointner in der Ära Pröll im Finanzministerium ein gern gesehener Berater, der per Stundenhonorar für "Kreativleistungen" insgesamt 160.919 Euro erlöste.
Matthias Strolz wiederum, Chef der Promitto Organisations- und Politikberatung, kann in seiner Kundenliste bereits das Kanzleramt sowie nicht weniger als acht Ministerien anführen. Zuletzt hat er für das Frauenministerium unter anderem den "Nationalen Aktionsplan für Gleichstellung" begleitet, was ihm 86.592 Euro bescherte.
Schweden helfen Fekter
Strolz definiert sich als "Kompetenz- und Marktführer für Projekte mit bedeutenden Schnittstellen zwischen Wirtschaft, Politik und öffentlichem Sektor". Ähnlich gut unterwegs ist die Kommunikationsberaterin Susanna Binder, früher Öffentlichkeitsarbeiterin der NÖ-Werbung: Sie hat - neben den ÖBB und der FH Wien - primär mit dem Innenministerium zu tun, wo sie seit drei Jahren am Projekt "Öffentlichkeitsarbeit neu" werkt. Bis dato wurde ihr das mit 95.000 Euro abgegolten.
Der Kampf um - bisweilen gar nicht ausgeschriebene - fette Polit-Aufträge ist allerdings beinhart, genauso wie im normalen Leben: Deshalb ist es eine beachtliche Leistung, wenn sich etwa ein No-Name wie das 14 Mitarbeiter zählende "Büro für Planungs- und Kommunikationsaufgaben" Plansinn im Lebensministerium 10.000 Euro gesichert hat.
Oder wie die Franz Renner Media beim Frauenministerium mehrere Aufträge im Wert von 44.400 Euro erhielt, um dann beispielsweise für die Kampagne "100 Jahre Frauentag" oder den "Girls Day" zuständig sein zu dürfen - von der Prozessbegleitung bis zur Evaluation. Denn immerhin stehen im Regelfall nicht nur einheimische Mitbewerber zumeist Schlange, sondern auch ausländische Konkurrenz.
Das Glück der Werbe-Exoten
Da kann es gelegentlich schon passieren, dass hart umkämpfte Aufträge, auf die ganz Österreich spitzt, letztlich in Schweden landen: Die dortige QLot Consulting hatte nämlich im April 2011 genügend Fortüne, im rot-weiß-roten Finanzministerium gleich zwei Mal den Zuschlag zu bekommen und damit 193.000 Euro zu verdienen. Es ging dabei um Konzeption und Begleitung einer öffentlichen Interessentensuche sowie den Konzessionserteilungsprozess für die Lotterie- und Spielbankenkonzessionen.
Auch andere Werbe-Exoten verstehen es, sich in Österreichs Politik in Szene zu setzen: Das Kanzleramt etwa vergab einen Corporate-Design-Auftrag sowie ein Kommunikations- und Informationskonzept um 60.000 Euro justament an die mit deutschen Wurzeln behaftete Agentur campdavid, die später CDS Werbung hieß und mittlerweile wieder von der Bildfläche verschwunden ist. Sie hatte 2006 mit Unterstützung des einstigen Werbe-Gurus Wolfgang Slupetzky - und mit eher bescheidenem Erfolg - den Nationalratswahlkampf der ÖVP gemanagt.