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Millionen für Haider von Saddam?

Von WZ Online

Politik
Haider besuchte Saddam, ein Dossier des irakischen Innenministeriums berichtet von Geldflüssen.
© INA

Präsident Fischer fordert lückenlose Aufklärung. | Wien. Das Nachrichtenmagazin "profil" legt in seiner Montag-Ausgabe noch ein Schäuferl nach: Angeblich hat der verstorbene Kärntner Landeshauptmann Haider gemeinsam mit dem damaligen Volksanwalt Ewald Stadler anlässlich eines Besuchs in Bagdad im Mai 2002 fünf Millionen Dollar vom irakischen Diktator Saddam Hussein erhalten.


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Die Information geht aus einem mit 22. Mai 2008 datierten Dossier des irakischen Innenministeriums hervor, das dem Magazin in arabischer Sprache und englischer Fassung eines Übersetzerbüros in Damaskus/Syrien vorliegt.

Das Dokument wurde nach "profil"-Recherchen im Zuge der Aufarbeitung von Zahlungsflüssen der Ära Hussein erstellt. Der Wortlaut:

In collaboration with the Ministry of Foreign Affairs we investigated about two diplomatic persons from Austria: The first is called Dr. Jörg Haider, who occupies the position of prime minister in Kaernten area in Austria, and the second is called Edwald (sic!) Stadler, who has an important political status, and he is a prominent member of the liberal party in Austria. They came to Iraq to visit Saddam Hussein from 03.05.2002 to 06.05.2002 to support Saddam Hussein and to act as an active agent for his policy in Europe. The investigation proved that the two gentlemen had received the amount of five million US Dollars from Saddam Hussein against their services to him. Edwald (sic!) Stadler received three million seven hundred and fifty thousand US Dollars, and Dr. Jörg Haider received the rest, which is one million two hundred and fifty thousand US Dollars.Stadler: "Völliger Schwachsinn"

BZÖ-Abgeordneter Ewald Stadler hat den Bericht zurückgewiesen. Er sprach in einer Aussendung am Samstag wörtlich von einem "völligen Schwachsinn". Er sei zwar mit dem damaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider 2002 im Irak gewesen, habe aber Saddam Hussein nie persönlich getroffen. "Ziel dieses Besuches war es, kranke irakische Kinder in Österreich medizinisch behandeln zu lassen, was auch geschehen ist. Wenn mir aber jemand 3,7 Millionen Dollar überweisen möchte, dann gebe ich ihm gerne meine Kontonummer bekannt", so Stadler.

Fischer fordert "lückenlose Aufklärung"

Eine lückenlose Aufklärung der zahlreichen Affären der letzten Zeit hat Bundespräsident Heinz Fischer bei der Eröffnung der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik am Sonntag gefordert. "Rasche, lückenlose, nachvollziehbare und ernst gemeinte Aufklärung" sei "ein Gebot der Stunde", sagte der Bundespräsident, gesetzliche Strafandrohung und Einschreiten des Staatsanwalts sei "nicht die Grenze für Verhalten" des Einzelnen.

Man könne von Glück reden, in einer Zeit des Friedens in Europa zu leben, und könne umso ungehaltener sein, wenn es manche gebe, "die nie genug kriegen können. Sie bringen unser ganzes Gesellschaftssystem in Misskredit." Gerade in diesen Tagen müsse man ständig von Geheimkonten und unversteuerten Provisionen lesen, sehe sich einem "undurchschaubaren Gewirr von Behauptungen, Fakten, Intrigen, Vermutungen und Dementis" gegenüber.