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Der ORF hat Archivarbeit betrieben und - wie angekündigt - errechnet, wie viele Aufträge die ehemalige ORF-Chefin Monika Lindner in ihren zwei Amtszeiten im ORF-Direktorium freihändig an ihren Freund, den Werber Günter Lebisch, vergab. Das Ergebnis ist nicht überraschend, wenn man die damals übliche Gebarung kennt: 2,3 Millionen Euro kassierte Lebisch mit seiner Agentur in neun Jahren vom ORF. Nicht dabei sind da Aufträge, die Lindner davor als Chefin der Vorabendshow "Willkommen Österreich" vergab. Die Aktenlage sei dünn, heißt es im ORF, sprich: Es gibt über diese Aufträge, die nach Angaben von damit befassten Personen im sechsstelligen Euro-Bereich liegen könnten, offenbar nicht einmal Unterlagen. Das ganze sei legal, und den Honoraren wären Leistungen gegenübergestanden, sagt ORF-Chef Alexander Wrabetz zur "Wiener Zeitung", dennoch kooperiere man mit der Staatsanwaltschaft, die sich mittlerweile mit der Causa befasst.
Alles paletti also? Mitnichten. Dass Lindner ihrem Freund das Geld nicht schenkte, sondern dass er dafür arbeiten musste, macht die Sache zwar legal - aber nicht besser. Gerade im ORF, der schon seit jeher den Ruf eines "Familienbetriebes" hat, ist es eine verheerende Optik, wenn Millionenaufträge freihändig an Freunde vergeben werden. Dass das legal war (und ist), ist der Skandal an der Sache. Nach der aktuellen Rechtslage werden zwar Redakteure kriminalisiert, wenn sie sich ohne Sanktus von oben auf eine Party einladen lassen, aber Millionenaufträge an Freunderln zu vergeben ist einwandfrei? Das kann es nicht sein.