Als Vater des Monetarismus wird der US-Ökonom und Nobelpreisträger Milton Friedman je nach politischer Couleur gefeiert oder verdammt. Er wettert bis heute gegen staatliche Geldverschwendung und vertraut auf die Selbstheilungskräfte des Marktes. Am Mittwoch, dem 31. Juli, wird Friedman 90 Jahre alt.
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Ungeachtet der Kritik, sein Laissez-faire-Liberalismus diene nur der Eigensucht der Unternehmer und lasse die Armen verhungern, gehört Friedman zu den einflussreichsten Ökonomen des vergangenen Jahrhunderts. Den Zenit erreichte er in den 80er Jahren mit zwei glühenden Verehrern an den Schalthebeln der Macht: US-Präsident Ronald Reagans Wirtschaftsprogramm mit seiner Rückkehr zum marktwirtschaftlichen Liberalismus trug Friedmans Züge. Großbritanniens Eiserne Lady Margaret Thatcher erhob den Ökonomen zur Lichtfigur, als sie den britischen Sozialstaat umkrempelte.
Das Washingtoner Cato-Institut feiert Friedman als größten Freiheitschampion des 20. Jahrhunderts. Seinen Bewunderern gilt Friedman als Visionär. Er propagierte nach dem Vietnam-Krieg erfolgreich die Abschaffung des Wehrdienstes. Schon in den 60er Jahren verdammte er die staatliche Pensionsversicherung und setzte sich für die private Altersvorsorge ein. Die Schulpflicht gehört nach Meinung Friedmans abgeschafft, Drogen müssten legalisiert werden - jede Gängelung der Bürger ist ihm ein Graus. "Friedman ist einer der prominentesten und effektivsten Verfechter der menschlichen Freiheit", sagt der Präsident des Cato-Instituts, William Niskanen. "Es muss eine Genugtuung für ihn sein, zu sehen, wie sehr sich die Welt seine Positionen zu eigen gemacht hat", meint Nobelpreisträger Gary Becker aus Chicago.
Friedmans Eltern waren aus Bessarabien, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte, in die USA eingewandert. Die Familie lebte in New York. Als der Vater starb, musste der hoch begabte Schüler im Alter von 15 Jahren arbeiten, um die Familie über Wasser zu halten. Mit einem Stipendium studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Rutgers-Universität, später in Chicago. Neben zahlreichen Gastprofessuren blieb er der Universität bis 1983 treu.
Friedman war treibende Kraft der "Chicagoer Schule", die den Monetarismus begründete. Danach sollte die Geldpolitik nicht über den Zinssatz, sondern die Geldmenge gesteuert werden. Ein stetes gemäßigtes Wachstum der Geldmenge garantiere Beschäftigung und stabile Preise. Der Monetarismus blühte auf, während die bis dahin führende ökonomische Schule der Nachfragebelebung von John M. Keynes verblasste.
Für sein Werk erhielt Friedman im Jahr 1976 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Friedman lebt mit seiner Frau Rose in San Francisco. Er schreibt und forscht für das konservative Hoover-Institut. In einem Spiegel-Interview sagte Friedman 2001: "Ich habe den Euro immer für einen Fehler gehalten und glaube, die Mitgliedsländer mit ihrer unterschiedlichen Wirtschaftspolitik werden künftig viele Probleme bekämpfen müssen."