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Minimal-invasiv auch bei Hüft-OP

Von Christa Karas

Wissen

Wiener Pioniertat schuf Voraussetzung. | Pionierstudie im Evangelischen KH. | Wien. Vor mehr als 25 Jahren entwickelte der Wiener Orthopäde Univ.-Prof. Dr. Karl Zweymüller eine neue Form der Hüftendoprothese ein - die Verankerung der Implantate im Knochen ohne Fixierung durch Knochenzement ("biologische Fixation"). Mittlerweile hat sich die nach ihm benannte Methode weltweit mehr als eine Million Mal mit Erfolgsraten zwischen 95 und 99 Prozent bewiesen.


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Gründe dafür sind die spezielle Geometrie und Oberfläche des aus einer körperverträglichen Titan-Schmiedelegierung gefertigten Gelenksersatzes, der direkt im Oberschenkelknochen verankert wird. An ihm wächst dann das Knochengewebe nach, während die spezielle Konstruktion des Implantates auch eine ausgezeichnete Beweglichkeit schafft. In mehreren Studien konnte mittlerweile gezeigt werden, dass die Implantate auch nach mehr als 20 Jahren noch absolut stabil im Körper verankert waren. Univ.-Prof. Dr. Felix Lintner vom Otto Wagner Spital Wien: "Das Ziel, eine lebenslange Stabilität und Haltefunktion eines Hüftimplantats zu erreichen, scheint mit diesen Schäften durchaus gegeben." - Mittlerweile auch nach minimal-invasiver OP-Methode.

Zwei neue Hüften

"Nimm Dein Bett und geh, aber bitte ohne Krücken!", so das etwas abgewandelte, biblische Zitat einer Patientin, der bereits zwei neue, künstliche Hüftgelenke eingesetzt worden sind. Das eine wurde noch nach langjährig bewährter, konventioneller Zugangsmethode, also mittels offener Operation implantiert, das zuletzt Operierte minimal-invasiv über den so genannten anterolateralen (seitlich an der Hüfte angesetzten) Zugangspfad. "Beides versucht, kein Vergleich", so ihr begeistertes Resümmé.

Bereits 350 Betroffene erhielten an der international als Hüft-Kompetenzzentrum anerkannten Orthopädie des Evangelischen Krankenhauses-Wien ein künstliches Hüftgelenk per moderner, minmal-invasiver Zugangsmethode eingesetzt. 28 von ihnen hatten bereits in der Vergangenheit eine Hüft-Endoprothese konventionell implantiert bekommen. Jetzt, nach der zweiten Operation, konnten sie den direkten, subjektiven Vergleich ziehen.

Positive Resultate

"Als langjähriges Zentrum für Hüftchirurgie kennen wir alle Vorteile beider Zugangstechniken. Was uns speziell interessierte, war der vom Patienten selbst empfundene, postoperative Unterschied zwischen konventionellem und minimal-invasivem, seitlichem Zugang", erläutert der ärztliche Leiter und Vorstand der Orthopädie, Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald Pflüger.

Und das sind die Studienresultate: 79 Prozent der Befragten fiel das Aufstehen aus dem Bett deutlich leichter als bei der ersten Hüftoperation, weitere 14 Prozent fanden es ebenso leicht. 75 Prozent gaben an, rascher wieder ohne Krücken gehen zu können. Mehr als die Hälfte verspürte nach dieser Operationsmethode weniger Schmerzen, ein weiteres Drittel gab an, "ebenso wenige" Beschwerden gehabt zu haben. Und: Vier von fünf Patienten würden sich wieder ein künstliches Hüftgelenk per minimal-invasivem Zugangsweg einsetzen lassen.

Die überzeugenden Studienergebnisse wurden von Pflüger kürzlich bei internationalen Orthopädiekongressen - u. a. in Luzern und Houston - präsentiert. Das Fachpublikum, vor allem Spitzenorthopäden, reagierte mit außerordentlich regem Interesse, da die Resultate erstmals einen strukturierten, subjektiven Vergleich durch den Patienten selbst widerspiegeln.

Einschränkungen

So überzeugend die Ergebnisse sind, nicht jeder kann oder sollte mit Hilfe der "Schlüsselloch-Chirurgie" operiert werden. Pflüger: "Dafür gibt es zwar kein Alterslimit, jedoch andere Einschränkungen. Bei schweren Knochendefekten, massiven Beinlängendifferenzen oder im Fall einer Luxationshüfte operieren wir nach wie vor nach der bewährten, klassischen Methode, um für den Patienten ein optimales Ergebnis zu erzielen. Diese Entscheidung liegt letztlich beim Arzt und sollte auch wirklich nur von einem versierten Hüftgelenks-Profi getroffen werden."