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Minister kapituliert, Nachfolge offen

Von WZ-Korrespondentin Christine Zeiner

Europaarchiv

Kanzlerin von Rücktritt ebenfalls überrascht. | Schwächung im Superwahljahr 2011. | Berlin. Wird er durchhalten? Auch am Montagabend taucht diese Frage auf: Eckart Lohse und Markus Wehner von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" präsentieren ihre Biographie von Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg im alterwürdigen Hotel Adlon gleich neben dem Brandenburger Tor.


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Seit fast zwei Wochen ist nun die Doktorarbeit Guttenbergs eines der großen Themen in der Bundesrepublik. Guttenberg hat etliche Passagen anderer Autoren ohne Quellenangabe in seine Dissertation übernommen, die Aufregung ist enorm. Die Kanzlerin stellt sich hinter ihren Verteidigungsminister, sie habe schließlich keinen wissenschaftlichen Assistenten oder Inhaber einer Doktorarbeit berufen. Die Opposition ruft nach Rücktritt, Aufrichtigkeit könne doch nicht einfach so geteilt werden, einmal für den Doktoranden und einmal für den Minister. Ein offener Brief von Doktoranden mit mehr als 20.000 Unterschriften gegen den Verteidigungsminister werden Kanzlerin Angela Merkel (CDU) übergeben. Da und dort äußern sich schließlich auch Unionspolitiker kritisch - allerdings stets mit Verweis auf die Doktorarbeit.

Hilfe für Stuttgart?

Dass Guttenberg seinen Rücktritt ernsthaft anbieten könnte, glauben die Biographen am Montag nicht. Lohse: "Guttenberg sagt so oft, dass er zurücktritt, dass ich so weit bin, es nicht mehr Ernst zu nehmen."

Doch nur wenige Stunden später tritt Guttenberg zurück. Die Grenzen seiner Kräfte seien erreicht, erklärt der 39-Jährige, auf den wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht ein Strafverfahren zukommen könnte, am Dienstagvormittag in Berlin. Niemand gebe "leicht und leichtfertig das Amt auf, an dem das ganze Herzblut hängt".

Überrascht habe sie das, sagt kurze Zeit später die Regierungschefin. Merkel baute auf Guttenberg. Sechs Landtage werden heuer neu gewählt, darunter Ende März jener in Baden-Württemberg. Dort gehen nach wie vor Menschen auf die Straße gegen das milliardenschwere Bahnhofsprojekt "Stuttgart 21".

Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) rechnete mit der Unterstützung Guttenbergs im Wahlkampf. Dass er sie nun nicht mehr bekommt, ist nicht gesagt: Immerhin ist es möglich, Guttenberg zu inszenieren als Politiker, den die Opposition loswerden wollte.

Guttenberg war der Star der Union und der Star der Regierung: Jung und fesch präsentierte er sich, für einen Politiker unkonventionell und lässig. Und er konnte auf die auflagenstarke Boulevard-Zeitung "Bild" zählen.

Als im Februar 2009, mitten in der Wirtschaftskrise, Michael Glos zurücktrat und der weitgehend unbekannte CSU-Generalsekretär Guttenberg Wirtschaftsminister wurde, erklärte Parteichef Horst Seehofer gönnerhaft: "Er wird das packen und zwar sehr gut. Das heißt aber nicht, dass er es automatisch danach wieder ist. Stück für Stück."

Beliebtester Politiker

Seehofer irrte sich: Es ging rasant bergauf. Schnell wurde Guttenberg zum beliebtesten Politiker Deutschlands. Das wurde auch nicht von Skandalen wie jenem in Afghanistan erschüttert: Einen schweren Luftangriff bei Kundus hatte Guttenberg, seit der Parlamentswahl im Herbst 2009 Verteidigungsminister, zunächst als "militärisch angemessen" bezeichnet. Später nahm er diese Aussage zurück.

Bei Wählern machte sich Guttenberg ein Image als einer, der nicht immer im Strom mitschwimmt - selbst, wenn er das dann doch tat, wie im Fall von Opel. Staatshilfen hatte Guttenberg zunächst lautstark und mit dem Hinweis, auch zurückzutreten, abgelehnt.

Die Wehrpflicht, für ihn wie für die meisten in der Union einst unantastbar, schaffte Guttenberg hingegen de facto ab. Die Reform sei "bestens vorbereitet", könne von seinem Nachfolger verabschiedet werden, erklärte er. Wer das sein wird, soll in den nächsten Tagen feststehen.