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Ministerium: PISA-Boykott schadet Schülern

Von WZ Online

Politik

Wien. Mit scharfer Ablehnung hat das Unterrichtsministerium auf den Aufruf zum Boykott des PISA-Tests durch Bundesschulsprecher Nico Marchetti von der VP-nahen Schülerunion reagiert. Damit würden "die Schüler für die Interessen der Lehrer instrumentalisiert und das ist schärfstens abzulehnen", hieß es aus dem Unterrichtsministerium.


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Zudem werde mit einem Boykott zukünftigen Schülern und Lehrern geschadet, denn die PISA-Studie trage dazu bei, die Schule zu verbessern. Deshalb würde mit einem PISA-Boykott "die Verbesserung der Schule boykottiert", so Pelinka, Sprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S). Im Ministerium geht man davon aus, dass die Studie "ohne Probleme stattfinden wird", alle Beteiligten würden in diesem Sinne auch informiert.

Die Schülerunion sieht man im Unterrichtsministerium als "parteinahe Schülerorganisation", die sich in den vergangenen Jahren immer nahe der Positionen der Lehrer-Gewerkschaft bewegt habe. Deshalb werde sich auch "als Teil eines Lehrer-Netzwerkes wahrgenommen", so Pelinka.

Der OECD-Koordinator der PISA-Studie, Andreas Schleicher, fände einen Boykott der PISA-Studie in Österreich "schade". "Damit nehmen sich die Schüler und Lehrer die Möglichkeit, sich im internationalen Vergleich an der Leistungsfähigkeit anderer Bildungssysteme zu messen und von anderen Ländern zu lernen", sagte Schleicher am Mittwoch im ORF-Morgenjournal. Einen Boykott habe es bisher noch nie gegeben, üblicherweise seien die Beteiligungsraten sehr gut. Dies sei auch Voraussetzung dafür, dass die Ergebnisse publiziert würden. Bei unzureichenden Antwortquoten in einem Land würden dessen Ergebnisse nicht veröffentlicht.

Als "kindisch und bildungsfeindlich" erachtet die SP-nahe Schülerorganisation "Aktion kritischer Schüler" (AKS) einen Boykott der PISA-Studie, die in den vergangenen Jahren große Missstände im Bildungssystem aufgezeigt habe. "Das Verhalten von VP-Gewerkschaften, VP-Schülerunion und BundesschülerInnenvertretung schaden dem Ansehen der SchülerInnenvertretungsarbeit in Österreich", meinte AKS-Vorsitzender Klaus Baumgartner in einer Aussendung. Schüler würden für Parteiinteressen instrumentalisiert.

Aufruf zum PISA-Boykott

Bundesschulsprecher Nico Marchetti von der VP-nahen Schülerunion hat in einem Offenen Brief die Schüler dazu aufgerufen, die am Mittwoch, gestarteten Tests für die internationale Bildungsvergleichsstudie PISA zu boykottieren. "Aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Bildungsbereich - welche sich zutiefst negativ auf uns Schülerinnen und Schüler auswirken - hat das Präsidium der gesetzlichen Bundesschülervertretung beschlossen, die diesjährigen PISA-Erhebungen nicht zu unterstützen und alle Schüler/innen zur Nichtbeantwortung des Tests aufzurufen", heißt es in dem bei einer Pressekonferenz in Wien präsentierten Brief.

Mit dem Boykott des PISA-Tests könnten die Schüler "ein treffsicheres Signal setzen, dass die österreichische Bildungspolitik in die falsche Richtung läuft", so Marchetti weiter. Die Schüler werden dazu aufgefordert, den Testbogen "einfach komplett unbeschriftet zu lassen (Wir bitten dich, auch auf keine Fragen zu antworten, deren Antworten du wissen würdest.)". Nur die Teilnahme am PISA-Test sei verpflichtend, "zur Beantwortung gibt es keine Verpflichtung". Zudem sei der Test "vollkommen anonym! (Du hast daher bei der Nichtbeantwortung keinerlei Konsequenzen zu befürchten.)"(APA)

Brief des Bundesschulsprechers