Nahrungsergänzungsmittel sind ein Wachstumsmarkt - auch für das Salzburger Unternehmen Biogena.
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Mit Vitaminen und Mineralstoffen werden 2022 in Österreich etwa 124,10 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Bis 2027 soll der Markt ein Volumen von 146,50 Millionen Euro erreicht haben. Das bedeutet, dass jeder Mensch im Land heuer 13,68 Euro in Nahrungsergänzungsmitteln umsetzt, errechnet das Marktforschungsinstitut Statista in einer aktuellen Studie. Bis Juli 2022 verzeichnete der heimische Markt in diesem Segment laut Statista ein Umsatzwachstum von 11,3 Prozent. "Es wird erwartet, dass das wachsende Bewusstsein für Gesundheitsvorsorge und Ernährung dem Markt für Vitamine und Mineralstoffe zu höheren Einnahmen verhelfen wird", so die Analysten.
Das Geschäft mit Self-Care, Biohacking, Wellbeing und Nahrungsergänzungsmitteln boomt also. Ein längeres gesünderes Leben, das muss einem schon etwas wert sein, schwingt in den Marketing-Botschaften der Erzeuger mit.
Diesen Fokus setzt auch der Salzburger Hersteller und Entwickler von Nahrungsergänzungsmitteln Biogena. Er befindet sich derzeit gerade in der 15. Crowdfunding-Runde. "Mittlerweile haben wir etwa 12,6 Millionen Euro auf diesem Weg aufgestellt", erklärt Biogena-Geschäftsführer Albert Schmidbauer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Biogena, zu über 96 Prozent in Familienbesitz befindlich, notiert seit 2021 auch im KMU-Segment der Wiener Börse, dem "direct market plus"und beschäftigt laut eigenen Angaben 380 Mitarbeiter. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (per 30.9.2021) hat die Biogena-Gruppe 63 Millionen Euro Umsatz und einen Gewinn im zweistelligen Bereich gemacht.
Wozu braucht das Unternehmen so viel Crowdfunding-Kapital, wollen wir bei unserem Gespräch im exklusiven Lounge-Ambiente der Biogena-Filiale neben der Wiener Staatsoper wissen, einer von insgesamt 20 Filialen.
"Wir betrachten das als normalen Teil unseres Finanzierungsmixes", meint der ehemalige Unternehmensberater, der 2004 die Marke Biogena erwarb und 2006 das Unternehmen dazu gründete. Er betont, Biogena finanziere sich aus dem Cashflow, habe seit dem ersten Geschäftsjahr immer Gewinne geschrieben. Dennoch setze man nicht nur auf Bankenfinanzierung, sondern auch auf eine Community, die gerne in Gesundheit und Wohlbefinden investiere. 1,3 Millionen Zinsen habe man bereits ausgezahlt, den gesundheitsbewussten Investoren aus dem Kreis der Kunden, Partner und Mitarbeiter verspricht Biogena aktuell acht Prozent Rendite innerhalb von fünf Jahren.
Mehr als Mikronährstoffe
"Wir sind aber mehr als ein Mikronährstoff-Hersteller, anders als viele glauben. Wir haben eine Sparte Diagnostics, neuerdings auch mit Biohacking, und bieten Functional Snacks und Drinks an", erläutert Schmidbauer das Geschäftsmodell.
Bei Diagnostics wird der Mikronährstoff-Spiegel gemessen, dafür hat Biogena gar eine eigene Studie an 1.377 Österreichern aufgestellt. Ergebnis: "Nur 1,6 Prozent haben gar keinen Nährstoffmangel." Schmidbauer meint, es brauche einen Paradigmenwechsel in Sachen Supplemente. Nicht mehr die Frage "Mangel, ja oder nein?" müsse im Vordergrund stehen, sondern inwieweit man mit Nährstoffen - und mit Spezialbehandlungen wie Kältesauna oder Hypoxie - die Gesundheit verbessern könne. Womit wir beim Biohacking wären, dem Feintuning in Sachen Wohlbefinden. "Wer aus dem Vollen schöpft, ist einfach besser aufgestellt als der Rest", ist sich der Firmenchef sicher. Er betont hierzu den präventiven Charakter des Biogena-Angebotes, einer Kombination aus Fragebogen und Bluttests, Beratung und Therapie.
Man setze dabei auf "ein sehr exklusives Vertriebssystem", denn Mikronährstoffe müssten therapiebegleitend eingesetzt werden, führt er aus. Daher werden die 260 Präparate nur in den Filialen sowie online angeboten, nicht über Apotheken oder Drogeriemärkte. Die Exportquote liegt bei 53 Prozent und soll noch auf über 80 Prozent steigen. In den USA hat Biogena eine eigene Tochter gegründet.
"Wir haben 600.000 Kunden in 50 Ländern und wollen weiter expandieren. Demnächst eröffnen wir einen Flagship-Store in London, weitere sollen in anderen Metropolen folgen", erklärt der Firmenchef die ehrgeizigen Pläne.
"Unsere typischen Kunden sind zu 80 Prozent weiblich, möchten die eigene Gesundheit verbessern", so Schmidbauer. - Das muss man sich natürlich auch leisten können. Preislich sei man zu Recht im oberen Drittel angesiedelt, betont er. Immerhin produziere man in Österreich, investiere "unglaublich viel in Qualitätssicherung" und unterhalte etwa ein 30-köpfiges akademisches Team für Produktentwicklung und Anwendungsstudien.
Qualitätsansprüche
Biogena bedeutet übrigens nicht, dass nur biologische Inhaltsstoffe eingesetzt werden, man habe sich schlicht vom griechischen Wort für Leben inspirieren lassen, erläutert Schmidbauer. Der Qualitätsanspruch schlägt sich vielmehr darin nieder, dass nur Rohstoffe internationaler Markenhersteller "nach dem Reinsubstanzen-Prinzip" ohne synthetische Farbstoffe, Emulgatoren, Binde- und Trennmittel eingesetzt werden. Diese werden in der Salzburger Manufaktur dann zu eigenen Präparaten verarbeitet.
Als Rohstoffproduzent betätigt sich das Unternehmen bei Eisen, wo man gerade einen Durchbruch bei pflanzlichem Eisen mittels Indoor-Farming geschafft hat, berichtet er stolz.
Von Eisen-Mangel über ausreichende Vitamin-D-Versorgung bis zur Osteoporose-Prävention sieht Schmidbauer Handlungsbedarf in der Gesundheitspolitik. Durch bessere Untersuchungen und ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffe könne man Krankheiten verhindern, ist er überzeugt. Eine US-Studie habe jüngst ergeben, dass so 500 Milliarden Dollar volkswirtschaftlicher Schaden pro Jahr verhindert werden könnten.
Ein kostenloses Gesundheitssystem habe in alternden Gesellschaften Grenzen, wenn man auch all jene mittrage, die mit Rauchen oder Alkohol die eigene Gesundheit aufs Spiel setzen, kritisiert er.
"Ich schätze aber den Prozentsatz der Bevölkerung, der bereit ist, eigenständig und präventiv in die eigene Gesundheit zu investieren auf 25 Prozent ein", führt er schließlich aus. Womit auch klar definiert ist, worauf Biogena für die Zukunft setzt.