Forschungsrat sieht vor allem Unis als Sorgenkind im Finanzrahmen. | Wien. Wenn Österreich die von der Bundesregierung angepeilte Forschungsquote von 3,76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichen will, müsste es seine Forschungsausgaben sofort massiv steigern. Das zeigt eine Schätzung des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT). Bund und Länder müssten jährlich um 192 Millionen Euro mehr ausgeben, Unternehmen um 373 Millionen Euro.
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Stattdessen sieht der Finanzrahmen allein für die öffentlichen Ausgaben bis 2015 ein Minus von 81 Millionen Euro vor. Gibt es bei den Budgetverhandlungen im Herbst keine Nachjustierungen, "ist die Forschungssstrategie gescheitert", sagte RFT-Vorsitzender Hannes Androsch Freitagnachmittag vor Journalisten.
Die Finanzierung der Forschungsförderung stehe dabei noch vergleichsweise gut da. Sorgen bereiten dem RFT vielmehr die Unis, denen laut Universitätenkonferenz ab 2013 mindestens 300 Millionen Euro fehlen. Diese hätten derzeit "keine Vorgaben, was man von ihnen will und wie viel", kritisierte Androsch. Wenn die Politik einen freien Hochschulzugang fordere und dann den Unis die Studienplätze nicht bezahle, "dann hat das mit Gerechtigkeit, Chancengleichheit und freiem Zugang nichts zu tun".
"Forschung gibt es nicht ohne Personal und Spitzenforschung nicht ohne Ausbildung", betonte der stellvertretende RFT-Vorsitzende und Rektor der Technischen Universität Wien, Peter Skalicky. Wichtigstes Vorhaben des Rates sei es, die Effizienz des Systems zu steigern. Dabei soll der Hochschulplan helfen, bei dem die Alleinstellungsmerkmale der Hochschultypen erarbeitet werden sollen. Zudem will der Rat ein Modell für Zugangsbeschränkungen und ein alternatives Finanzierungskonzept mit mehr Drittmitteln entwickeln. "Der freie Hochschulzugang, wie er derzeit ist, ist ein Missverständnis", fasste Ska licky zusammen. Eine Akademikerquote vorzugeben ohne fachliche Ausrichtung, sei "sinnlos: Es kann ja nicht ein Grundrecht geben, Quantenphysiker zu werden", betonte der TU-Rektor.
Arbeitsprogramm 2011
In seinem "Arbeitsprogramm 2011" will der Rat die Umsetzung der Forschungsstrategie kontrollieren und auf einen effizienteren Mitteleinsatz achten. Sollte eine Trendwende bei der niedrigen Akademikerquote nicht gelingen, drohe ab 2020 ein massiver Mangel an Humanressourcen. Realität ist derzeit jedoch, dass die Unis nicht einmal Stellen nachbesetzen.