In zwei Wochen gibt es erste | Vermittlungen. | Erfahrene Mitarbeiter wieder gefragt. | Wien. 50 Jahre und arbeitslos - wem bei diesem Gedanken der Schweiß auf der Stirn steht, der kann jetzt beruhigt sein. Denn seit gut zwei Wochen ist eine Internet-Plattform online, die Menschen ab 50 Jahren Jobs verspricht.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Joberfahren" heißt die Initiative, die österreichweit ältere Arbeitswillige an interessierte Unternehmen vermittelt. Dabei richtet sich die Plattform sowohl an ältere Arbeitslose, Berufstätige als auch an Pensionisten, die noch keine Lust auf das Pensionistendasein haben.
Vorurteile nehmen ab
Doch wie schaut es mit dem Interesse der Arbeitgeber an berufserfahrenen Mitarbeitern aus? "Es gibt schon Vorurteile gegenüber Älteren, aber wir sehen eine abnehmende Tendenz", erklärte Thomas Kloiber, einer der Initiatoren von Joberfahren, bei der Präsentation der Plattform. Irene Kloimüller, die sich als Leiterin des Projekts "Erfahrung hat Zukunft" für die Förderung von Mitarbeitern über 45 einsetzt, kennt die Vorzüge älterer Arbeitnehmer. Diese verfügen über wertvolles Wissen und Erfahrung, die sie an jüngere Arbeitnehmer weitergeben könnten. Ziel des Projekts sei es deshalb, ältere Mitarbeiter möglichst lange im Arbeitsprozess zu halten.
Relative Erfolge
Auch die Zahlen des Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) zeigen eine steigende Nachfrage nach älteren Arbeitskräften. Beate Sprenger, Sprecherin des AMS Österreich, bestätigt: "Von den insgesamt 508.648 Arbeitssuchenden, die im Vorjahr wieder einen Arbeitsplatz gefunden haben, war jeder Fünfte älter als 45." Ebenso seien im ersten Quartal 2007 rund 34.500 über 45-Jährige wieder ins Arbeitsleben eingestiegen.
Dennoch sind diese Ergebnisse relativ - besonders in Hinblick auf das Lissabon-Ziel, das bis 2010 eine 50-prozentige Beschäftigungsquote der 55- bis 64-jährigen Arbeitnehmer vorschreibt. Mit derzeit 32 Prozent ist man in Österreich "von der Erreichung des Lissabon-Ziels weit entfernt", meint Dwora Stein vom Österreichischen Gewerkschaftsbund.
Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger meldete für 2006 lediglich rund 260.000 Beschäftigte über 55. Auch aus dem Wirtschaftsministerium (BMWA) tönt es kleinlaut, wenn es um die Arbeitsmarktsituation älterer Arbeitnehmer geht. "Es gibt Kritik von der Europäischen Kommission", heißt es einsilbig.
Durch das Ausräumen der Frühpension hätte man bereits Schritte in die richtige Richtung gesetzt. Über die Initiative Joberfahren ließ man sich aus dem BMWA wenig entlocken. Initiativen, die die Beschäftigung älterer Menschen fördern, hält man für "wichtig und richtig".
Förderungen bekommt Joberfahren derzeit noch nicht, "Gespräche darüber laufen", verriet Dietmar Reiber, der zweite Initiator der Plattform. Derzeit erfolgt die Finanzierung über jene Unternehmer, die Stelleninserate schalten.
Freigeschaltet wird die Unternehmerseite laut Reiber erst in zwei Wochen. Man wolle nämlich noch warten, bis der Pool an Bewerbern und interessierten Unternehmern groß genug sei. Die Zahl der bisher registrierten Arbeitssuchenden ist dreistellig, das Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
Das Service ist für die Arbeitssuchenden kostenlos. Dabei bietet die Plattform ein breites Spektrum an Beschäftigungsmöglichkeiten an. Angefangen von Vollzeitarbeit über Teilzeit bis hin zu Hilfstätigkeiten oder Projektbegleitung ist für jeden etwas dabei. Auch die Bandbreite der Beschäftigungsmodelle erstreckt sich von Dienstverhältnissen bis zu geringfügigen Beschäftigungen.
Erfolgreiches Projekt
Eine ähnliche Initiative zur Vermittlung älterer Arbeitssuchender gibt es in Niederösterreich bereits seit 1994. Gemeinsam mit der AMS-Landesgeschäftsstelle hat sich die "Initiative 50" zum Ziel gesetzt, älteren Arbeitslosen mit Hauptwohnsitz in Niederösterreich wieder einen Job zu verschaffen. Der Geschäftsführer der Initiative, Klaus Brodkorb, ist verwundert, dass eine entsprechende österreichweite Initiative so lange auf sich warten ließ. Denn immerhin würde das niederösterreichische Projekt beeindruckende Erfolge verzeichnen.
www.joberfahren.at
www.initiative50.or.at