"Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran." Udo Jürgens wusste schon 1977, dass die Pension nicht automatisch den Abschied von der Lust am Leben bedeutet. In der Werbung sieht man heutzutage schnittige Omas mit silbergrauem Haar Cabrios steuern und schick gekleidete ältere Damen und Herren feuchtfröhliche Partys feiern. Die Fernreise gehört ebenso dazu wie das Motorrad oder das Segelboot. Doch wie leistet man sich diesen Luxus bzw. wie schafft man es, den erreichten - im besten Fall hohen - Lebensstandard nach der Pensionierung zu halten? Angesichts der demographischen Entwicklung wird dies mit großer Wahrscheinlichkeit mit der staatlichen Rente nicht möglich sein. Auch bietet noch nicht jedes Unternehmen seinen Mitarbeitern eine Firmenpension an, die die Rente auffettet. Das Zauberwort lautet "private Eigenvorsorge".
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Aktien zur Alterssicherung - für die einen unvorstellbar, für die anderen längst Realität. "Der Kapitalmarkt ist nichts Unanständiges", verkündete der Regierungsbeauftragte für den Kapitalmarkt und ehemalige Generaldirektor der OMV, Richard Schenz, in der Öffentlichkeit. Aktien eigneten sich grundsätzlich gut für den langfristigen Vermögensaufbau. Und da die Wiener Börse ohnehin einen "Frischekick" nötig hatte, wurde im Finanzministerium die Idee der "prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge" geboren. Finanzminister Karl-Heinz Grasser und Wirtschaftsminister Martin Bartenstein präsentierten im vergangenen September das Modell, das zuvor im Parlament im Schnellverfahren beschlossen worden war.
Verlockend: Prämie und Kapitalgarantie
Mit einer Kapitalgarantie, die von den Produktanbietern abgegeben werden muss und einem satten staatlichen Zuschuss soll österreichischen Anlegern Appetit auf ein kleines, aber feines Aktieninvestment gemacht werden - der Einstieg ist ab 20 bis 30 Euro im Monat möglich. Damit will die Regierung zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens ist der Wiener Kapitalmarkt eindeutig unterentwickelt und kann zusätzliches Handelsvolumen gut gebrauchen. Zweitens stößt das staatliche Pensionssystem, das auf dem traditionellen Umlageverfahren beruht, wegen der immer höheren Lebenserwartung der Östereicherinnen und Österreicher unweigerlich an seine Grenzen. Die Staatszuschüsse explodieren, und Pensionskürzungen in der Zukunft sind nicht unwahrscheinlich. Umso wichtiger ist es, dass die Bevölkerung selbst für die Zeit im Ruhestand vorsorgt und somit die "dritte Säule" der Alterssicherung verstärkt wird. Mit einem Zukunftsvorsorgeprodukt könnte sich ein heute 32jähriger, wenn er mit 62 in Pension geht, eine Zusatzrente von 870 Euro ansparen - vorausgesetzt er legt monatlich 154 Euro zur Seite, und der Wiener Börsenindex ATX, der die Aktien-"Oberliga" repräsentiert, legt p.a. einen durchschnittliche Wertzuwachs von 6 Prozent hin. Ein heute 44jähriger könnte sich bei diesem Szenario nach 18 Jahren über 360 Euro monatlich freuen. Die Raiffeisen Capital Management, die diese Berechnungen angestellt hat, sieht auch im Falle einer Seitwärtsbewegung der Börsen keinen Anlass zur Besorgnis und verweist auf die "Zuckerln" Kapitalgarantie und staatliche Prämie.
Bedenken: Aktien bergen Verlustrisiko in sich
Kritiker der Zukunftsvorsorge pochen auf das Risiko bei Aktienveranlagungen und weisen auf die zuletzt massiven Kurseinbrüche an den Börsen hin. Mit den Geldern der Arbeitnehmer sollte man nicht spekulieren, so die Arbeiterkammer (AK) im November. Damals war allerdings noch von einer obligatorischen Aktienquote von 60 Prozent die Rede. Damit hatten übrigens auch die Banken und Versicherungen anfangs ihre Probleme, und es gab Zweifel, ob die Kapitalgarantie mit diesem hohen Aktienanteil aufrecht erhalten werden könne. Nun wird das Gesetz wie berichtet aber "nachgebessert", und dem Finanzminister ist es auch recht, wenn nur (mindestens) 40 Prozent der Einzahlungen in Aktien investiert werden.
Für den Kapitalmarktbeauftragten Schenz ist die Zukunftsvorsorge zwar nicht die "eierlegende Wollmilchsau", aber immerhin ein "eierlegendes Huhn", das die Pension zusätzlich absichere und jenen Unternehmen, die sich über den Kapitalmarkt finanzieren, den Weg für Expansion und Innovation ebne.