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Bei all den Negativschlagzeilen wird man sich ja auch einmal feiern dürfen. Also verkündeten die Betreiber des Fifa Museums in Zürich am Freitag stolz, dass dieses für einen von Schweizer Touristikern vergebenen Innovationsaward nominiert worden ist. Ehre, wem Ehre gebührt. Tatsächlich spielt das mehrgeschoßige Museum in Sachen Modernität alle Stückln, man taucht ein in eine interaktive Erlebniswelt und kann auf 3000 Quadratmetern Fläche mehr als 1000 Ausstellungsobjekte begutachten - vom WM-Pokal bis hin zum Haarband, das der Uruguayer Diego Forlán bei der WM 2010 getragen hat. Das Haarband bitte! So schön kann Fußball sein, wenn man die Schattenseiten einmal auslässt. Tatsächlich hat die Fifa ihre Glaubwürdigkeitskrise, die vor eineinhalb Jahren in der Verhaftung zahlreicher Funktionäre gipfelte und schließlich zum Rückzug des Langzeitpräsidenten Joseph Blatter führte, längst noch nicht überwunden. Sie hat zwar ihr oberstes Gremium umstrukturiert und sich einige - längst überfällige - Reformen nebst einem neuen Präsidenten verpasst, doch auch der, Gianni Infantino, ist nach gerade einmal einem halben Jahr Amtszeit angeschlagen. Das System, das Blatter und sein Vorgänger João Havelange aufgebaut haben, wird noch lange nachwirken. Dabei ist Havelange mittlerweile im Alter von 100 Jahren verstorben und Blatter unter Druck der Behörden fallen gelassen worden. Doch der 80-Jährige, der maßgeblich an der Planung des schicken Fifa Museums beteiligt war, kann sich trösten: Neuerdings wird sein Leben auch in einem anderen, nicht minder spannenden Ausstellungshaus gewürdigt - im Mafia-Museum in Downtown Las Vegas. Wer braucht bitte Forláns Haarband, wenn er Al Capone an seiner Seite haben kann.