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Mit besseren Bedingungen zu mehr Personal im Hotel-und Gastgewerbe

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Rudolf Kaske, Vorsitzender der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (HGPD), übte gestern vor Journalisten scharfe Kritik an den Arbeitsbedingungen im Hotel- und Gastgewerbe.


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In Österreich würden in dieser Branche einem Lehrstellensuchenden acht offene Lehrstellen gegenüber stehen - in Tirol sogar 36, sagte Kaske. Dabei gebe es sonst einen eklatanten Lehrstellenmangel in Österreich. Tausende Jugendliche suchen einen Ausbildungsplatz, aber kaum einer wolle ins Gastgewerbe. "Was ist bloß los mit der Ausbildung in Österreich?", fragt Kaske: "Einerseits gilt die Dienstleistungsbranche als Zukunftsbranche, andererseits wird gerade in diesen Berufszweigen mit jungen Menschen, die in der Arbeitswelt einsteigen, nicht gerade zimperlich umgegangen."

Kaske gibt den Betrieben die Schuld, denn dort gelte das Motto "jung, willig und billig" für Lehrlinge und auch Praktikanten. Jene Jugendlichen, die einen Beruf in der Branche ergreifen, würden nach einigen Dienstjahren wieder die Flucht aus dem Dienstleistungsbereich antreten, so Kaske. Großen Handlungsbedarf gebe es beim Arbeitsklima zwischen Vorgesetzten und Arbeitnehmern, bei Arbeitszeiten und bei Löhnen, zumal die im Kollektivvertrag verankerten Mindestlöhne in der Praxis häufig nicht ausbezahlt würden. Natürlich gebe es auch hervorragende Ausbildner und Lehrbetriebe, schränkt Kaske ein. Als Erfolg wertet er, dass es nunmehr gelungen sei, Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter an einen Tisch zu bringen, um bessere Rahmenbedingungen für die Arbeit im Hotel- und Gastgewerbe auszuarbeiten. In zwei bis drei Jahren sollen sich die Ergebnisse dann in den Kollektivverträgen niederschlagen.

Kaske ist auch gegen das Vorhaben des Regierungsbeauftragten für Jugendbeschäftigung, Egon Blum, neue Lehrberufe in der Altenbetreuung zu schaffen. "Ich halte das für verantwortungslos, Jugendliche, die sich selbst in einer schwierigen Phase, in einer Selbstfindungsphase, befinden, auf Ältere und Kranke loszulassen. Dazu braucht man Reife", glaubt Kaske. Nichts abgewinnen kann er auch den sogenannten "Praktikerberufen", die auf Vorschlag von Blum eingeführt werden sollen, um auch "schulscheuen" Jugendlichen eine Ausbildungschance zu geben. Dadurch würde das Image der Lehrberufe noch mehr leiden, meint Kaske. Auf die Frage, wie gastgewerbliche Betriebe den Personalbedarf (ohne mehr Saisonniers, ohne ausländische Jugendliche, ohne Praktikerberufe) abdecken sollten, weiß Kaske nur eine Antwort: "Bessere Rahmenbedingungen."