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Mit bewährten Rezepten siegen

Von Ed Johnson

Politik

Nach der Abwahl ihres Parteiführers Iain Duncan Smith haben die britischen Konservativen bei der Suche nach einem personellen Neuanfang Geschlossenheit demonstriert. Als klarer Favorit gilt der Ex-Innenminister und Schattenkanzler der britischen Konservativen, Michael Howard. Eine bemerkenswerte politische Wiedergeburt kündigt sich an.


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Michael Howard gilt als der einzige ranghohe Konservative in Großbritannien, vor dessen Redekunst selbst Premierminister Tony Blair größten Respekt hat. Die beiden gelernten Juristen haben sich Anfang der 90er Jahre wiederholt Wortgefechte im Unterhaus geliefert, als Howard noch Innenminister und Blair rechtspolitischer Sprecher der Labour Party war. Schon in Kürze könnte Howard nunmehr als Oppositionsführer Blair Contra geben.

Nach der Abwahl des glücklosen Iain Duncan Smith setzen die britischen Konservativen nunmehr auf einen personellen Neuanfang mit Howard. Zumindest kristallisierte sich der 62-Jährige nach der Abwahl von Smith als Favorit der Parlamentsfraktion heraus. Der ebenfalls als Nachfolger gehandelte stellvertretende Tory-Chef Michael Ancram erklärte jedenfalls am Donnerstag, er werde nicht gegen Howard antreten. Allerdings können sich noch bis zum 6. November Gegenkandidaten melden, und die letzte Entscheidung liegt bei den Parteimitgliedern.

Dennoch stehen die Chancen für Howard gut. Er hat breite Unterstützung in den Reihen der Tories. Seine Partei traut ihm zu, Blair Paroli bieten zu können. Und das ist wichtig mit Blick auf die nächste Parlamentswahl, die spätestens im Sommer 2006 stattfinden muss. Die zwei letzten Niederlagen gegen Blairs Labour Party waren für die Tories schmerzlich genug, eine dritte Niederlage in Folge würde in Parteikreisen als absolute Katastrophe gewertet. Um diese abzuwenden, wird man keine Risiken eingehen wollen.

Zurück zum politischen Kurs von Margaret Thatcher

Howard hat bereits erklärt, er wolle die Partei wieder auf den politischen Kurs der früheren Premierministerin Margaret Thatcher bringen. Wie seine politischen Ziehmutter ist der in Wales geborene Sohn rumänischer Einwanderer ein entschiedener Verfechter der freien Marktwirtschaft und gilt als Euro-Skeptiker, obwohl er seine harte Linie in letzter Zeit etwas abgemildert hat. Unter Thatchers Nachfolger John Major war er von 1993 bis 1997 Innenminister. Während dieser Zeit ging die Kriminalität in Großbritannien um 15 Prozent zurück, was Howard noch heute zu Gute gehalten wird.

Um den Posten des Oppositionsführers hatte er sich bereits 1997 beworben, nachdem Major im Zuge der verheerenden Wahlniederlage gegen Blair zurückgetreten war. Damals belegte er unter den Kandidaten allerdings nur den letzten Platz. Seine Parlamentskollegen schätzen nach eigenen Worten zwar seinen scharfen Verstand, werfen ihm aber mangelnde Wärme vor, um die Herzen der Wähler zu gewinnen. Und letztlich zweifeln sie auch an seinem Charisma. Allerdings wurde Howard nie so gering eingeschätzt wie Duncan Smith, den ein Kommentator einmal das Charisma einer leeren Zigarettenschachtel bescheinigte.

Seine Parlamentskollegin Ann Widdecombe, die 1997 wesentlich zum Scheitern von Howards Vorsitzkandidatur beigetragen und gemeint hatte, er erinnere sie manchmal fast schon an Graf Dracula, sagte ihm nun ihre Unterstützung zu. Offensichtlich steht dieser Dracula bereit, sich in den Hals von Labour-Führer Tony Blair zu verbeißen.