Coole T-Shirts und "Made in Los Angeles" - damit hatte American Apparel jahrelang Erfolg. Label-Gründer Dov Charney baute auf Bio-Baumwolle und produzierte nicht in Billiglohnländern, sondern in Downtown Los Angeles. 2003 wurden die ersten drei Läden in New York, Los Angeles und Montreal eröffnet. Inzwischen sind es über 285 Geschäfte in 20 Ländern, auch in Österreich. Doch jetzt geht die Rechnung nicht mehr auf.
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Die New Yorker Staatsanwaltschaft und die gefürchtete US-Börsenaufsicht SEC schauen sich das Unternehmen gerade ganz genau an, besonders die Bilanzen. Der Wirtschaftsprüfer, der eigentlich die Richtigkeit quittieren muss, hatte Hals über Kopf den Job hingeschmissen. Das schürt die Angst.
American Apparel steht finanziell mit dem Rücken zur Wand. Im ersten Halbjahr türmte sich der operative Verlust auf bis zu 25 Mio. Dollar (19,5 Mio. Euro) auf. Die Verkäufe gingen zuletzt zurück, dafür stiegen die Schulden rapide auf 120 Mio. Dollar - und wenn sich der Konzern nicht bald mit seinen Gläubigern einigt, muss er einen großen Batzen davon auf einen Schlag zurückzahlen. Das dürfte das Ende bedeuten.
Am Dienstag warnte das Management selbst davor, dass das Überleben des Unternehmens ernsthaft gefährdet sei. Der ohnehin gebeutelte Aktienkurs rauschte noch weiter in die Tiefe. Das einstige Vorzeigeunternehmen ist nur noch ein Pennystock - ein Wert, der für Centbeträge gehandelt wird. Sollte es zum Äußersten kommen, wäre Dov Charney der größte Verlierer. Er hält rund 54 Prozent der Anteile.
Jahrelang konnte sich der Kanadier in seinem Erfolg sonnen. 2005 wurde er zum "US-Unternehmer des Jahres" gewählt. Er war das Aushängeschild für politisch korrekte Kleidungsfertigung - in den USA geschneidert und auch kommerziell funktionierend. Seinen Nähern zahlt Charney deutlich mehr als den vorgeschriebenen Mindestlohn.
In der Szene lag er mit goldenen Stirnbändern und giftgrünen Armstulpen wie aus den Zeiten von Aerobic-Vorturnerin Jane Fonda richtig. In der Wäscheabteilung erregte er mit "Boy briefs" Aufsehen - Frauenunterhosen, die wie bei den Männern einen Eingriff haben. Doch dann kamen die Negativ-Schlagzeilen. Mitarbeiterinnen warfen Charney sexuelle Belästigung vor. American Apparel würde Verkäuferinnen nach dem Aussehen auswählen. Branchenkenner stellten die Manager-Qualitäten des exzentrischen Firmenchefs in Frage.
Wegen unerlaubter Werbung musste die Firma dem Filmemacher Woody Allen im vorigen Jahr 5 Mio. Dollar Schadensersatz zahlen. Der Regisseur hatte das Unternehmen verklagt, nachdem es einen Szeneausschnitt aus dem Film "Annie Hall" zur Werbung benutzte, in dem er in orthodoxer jüdischer Kleidung zu sehen war. Probleme gab es auch mit illegaler Beschäftigung. 1.500 Arbeiter mussten gekündigt werden, weil die nötigen Papiere fehlten.
Jetzt geht es bei American Apparel möglicherweise um Kopf und Kragen. Die Geschäftskrise zu überwinden sei "richtig harte Arbeit", räumte Charney Anfang August im US-Wirtschaftsmagazin "Business-Week" ein. Er versucht es nun auch mit Preppy-Mode: Blazer, Bundfaltenhosen und klassischen Hemden. "Kids stehen nicht mehr auf Piercings", erklärt der Firmenchef seine neue Philosophie. "Wir wollen mit unseren Kunden alt werden. Wir wollen ein traditioneller amerikanischer Ausstatter sein". (Barbara Munker und Daniel Schnettler/dpa/APA)American Apparel