Ein französisches Wunderkind will die Zahl der Unbeschäftigten um zehn Prozent senken.
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Arbeitslosigkeit, beziehungsweise deren Bekämpfung, ist für Paul Duan nur eine Frage des richtigen Algorithmus. Also eine Frage von Anweisungen, die man einem Computer gibt, um zur Lösung eines Problems zu gelangen. Damit könnte man die Zahl der Arbeitssuchenden locker um zehn Prozent reduzieren, ist Duan überzeugt. Und solche Algorithmen schüttelt der als Wunderkind gefeierte 24-Jährige nur so aus dem Ärmel. Das wiederum macht Duan zu jemanden, der es versteht, problemlos durch große Datenmengen zu navigieren und zielsicher den Hafen der Erkenntnis anzusteuern. Das französische Arbeitsamt schenkte ihm jedenfalls sein Vertrauen und überließ ihm seine Daten (anonymisiert), damit Duan eine Anwendung entwickelt, die es Arbeitslosen erleichtert, wieder eine Beschäftigung zu finden. Duans Startkapital war bescheiden: Seine Eltern sind Chinesen, die auf dem Platz des Himmlischen Friedens demonstriert hatten und nach der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste nach Frankreich emigrierten. Paul Duan wuchs in Trappes auf, einer Arbeiterbanlieu von Paris. Doch von dort aus startete er einen sensationellen Aufstieg. Er ging auf das deutsch-französische Gymnasium in Buc und danach auf die internationalen Eliteuniversitäten Sorbonne und Sciences Po. Von Paris schaffte er den Sprung nach Silicon Valley und an die renommierte Berkley-Universität. Im zarten Alter von 19 Jahren war er schon Datenwissenschaftler für Eventbrite, einer international erfolgreichen Eventplattform. Mit zwei Kollegen gründete er schließlich eine NGO, Bayes Impact, die es sich zum Ziel gesetzt hat, "die Probleme der Gesellschaft zu lösen". Duan und seine NGO überzeugten das wohl berühmteste Gründerzentrum der Welt: den Y-Combinator, der Start-ups für einen Zeitraum von drei Jahren mit Geld, Ratschlägen sowie Kontakten versorgt und sich im Gegenzug sechs Prozent der Firmenanteile sichert. Dort wurden unter anderen Airbnb, Reddit und Dropbox aus der Wiege gehoben. Damit habe er "das Kapital erhalten, das wir am Anfang gebraucht haben", sagte Duan der französischen Online-Zeitung "Rue89". Er begann für Ambulanzunternehmen die Fahrtrouten zu optimieren. Abgesehen von der zu erwartenden logistischen Analyse stütze sich sein Programm auch auf ein Prognosesystem, wo Notfälle zu erwarten sind. Weiteres entwickelte Bayes Impact für Unternehmen, die Mikrokredite vergeben, ein Betrugswarnungs- und Risikoanalysesystem, das die Verluste der Firmen um ein Drittel reduzierte und in Folge eine Zinssenkung bewirkte. Diese Woche startete schließlich seine Anwendung für die Arbeitssuche in Frankreich, Bob Emploi, der Arbeitssuchenden einen personalisierten Zugang bietet: Täglich neue Aufgaben werden gestellt (beispielsweise bewerben, Lebenslauf schreiben, Lebenslauf umschreiben), Ausbildungsempfehlungen gegeben und sogar Erfolgsaussichten auf Stellen errechnet. Vor allem wird durch dieses System die Motivation aufrechterhalten, denn die durchschnittliche Arbeitssuche dauert laut Duan in Frankreich etwa ein Jahr. Sollte alles wie geplant verlaufen, wird Frankreich nach diesem Zeitraum wohl ein Sinken der Arbeitslosenrate verkünden.