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Mit dem BA-Konto die ganze Welt

Von Engelbert Washietl

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Der Autor ist Vorsitzender der "Initiative Qualität im Journalismus"; zuvor Wirtschaftsblatt, Presse, und Salzburger Nachrichten.

Österreichs Bankkunden gelten als treu und leidensfähig. Das sollte ihnen in den kommenden Monaten helfen, wenn ihnen ihre Hausbank konkret vor Augen führt, was Globalisierung bedeutet. | Demnächst werden die Konto-Inhaber der Bank Austria auch äußerlich globalisiert. Was immer sie davon haben. Die rote Welle im BA-Firmenschild, die kritische Beobachter auch als Blutegel deuteten, wird verschwinden. BA und gleich auch Schoellerbank und BankPrivat werden auf uniCredit-hellrot eingefärbt.


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Von den Stammkunden der Creditanstalt wollen wir erst gar nicht sprechen. Genau zehn Jahre brauchte es seit dem Zusammenschluss von BA und CA, bis die Spezies "Creditanstalt-Kunde" genügend ausgebleicht war, dass die Buchstaben CA problemlos aus dem Firmenlogo gestrichen werden können.

Dort wird nämlich Platz für den Schriftzug der UniCredit benötigt, die das Heft in der Hand hat und aus Mailand regiert, sich aber vorläufig zur Schonung der österreichischen Bankkunden mit dem Untertitel zufrieden gibt. Der Zahn der Zeit wird die Hackordnung schon noch regeln, vielleicht braucht es dafür nicht einmal zehn Jahre. In Osteuropa laufen die Dinge schon so, wie sie tatsächlich sind: Die Bank heißt dort UniCredit.

Bei der Skandalbank Bawag werden derzeit nicht nur Immobilien verscherbelt, sondern auch ihre Anteile an den Österreichischen Lotterien. Das ist keineswegs zum Weinen, zumal außer Bankgeneraldirektoren sowieso niemand begreift, warum sich Banken Penthäuser und hoch dotierte Posten in Glücksspielbetrieben halten müssen, aber im Veräußerungsfall nicht in der Lage sind, deren Marktwerte zu erkennen und zu sichern. Das zeigte sich am deutlichsten in der Art, wie Ruth Elsner Besitzerin des komfortablen Bawag-Domizils in den Wiener Tuchlauben wurde.

Also fort mit all den Gemäuern in Top-Lagen und gleich auch mit einer defizitären Klavierfabrik. Befremdend dabei ist nur, dass der Schnitt nicht etwa deshalb gemacht wird, weil der jetzige Bawag-Generaldirektor Ewald Nowotny ihn nach reiflicher Überlegung für richtig hält, sondern weil die Fondsmanager des amerikanischen Investors Cerberus es so wollen. Und weil angesichts eines durch "Altlasten" entstandenen Verlustes von 518 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2007 ohnedies keine andere Wahl als der Griff zum Familiensilber bleibt.

"Schon immer in Europa zu Hause"

Vom Ex-Banker Gerhard Randa wird historisch betrachtet nicht viel mehr in Erinnerung bleiben, als dass er BA und CA via Bayern auf eine Globalisierungsreise schickte, auf deren Kurs er schon keinen Einfluss mehr hatte, als er noch Generaldirektor war. Einen Beitrag für die 2002 erschienene Festschrift "Adolf Wala - Vom Schilling zum Euro" leitete Randa mit dem aus heutiger Sicht ziemlich kryptisch erscheinenden Satz ein: "Österreichs Großbanken können mit gutem Recht beanspruchen, schon immer in Europa zu Hause gewesen zu sein."

Heißt das jetzt, dass die BA als größte österreichische Bank ihre Erfüllung darin findet, dass sie außerhalb Österreichs nur noch den Leistungszulieferer für die zweitgrößte europäische Bank spielt und somit "zu Hause" ist? Die übereinstimmenden Äußerungen ihrer führenden Manager deuten auf diese veränderte Glücksdefinition hin.

Vor einem so stark oszillierenden Hintergrund wie diesem hebt sich Herbert Stepic, der zum "European Banker of the Year 2006" erhobene Raiffeisen-International-Chef, fast wie eine Lichtgestalt ab. Viel internationaler kann es zwar wirklich nicht mehr zugehen als bei Raiffeisen International, das System des Unternehmens ist aber nicht aus seiner österreichischen Verankerung gerissen worden. Es gibt also offenbar sehr unterschied-liche Wege der Globalisierung.