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"Mit dem Bankgeheimnis ist es wie mit der Neutralität"

Von Karl Leban

Wirtschaft

Raiffeisen-Chef kündigt Umbau im Sektor an - auch Personalabbau am Plan.


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Wien. Raiffeisen-Boss Walter Rothensteiner nimmt kein Blatt vor den Mund. "Mit dem Bankgeheimnis ist es wie mit der Neutralität", sagt er. "Keiner weiß, was es genau ist, aber jeder will’s."

Auch Rothensteiner hält das indirekt im Verfassungsrang stehende Bankgeheimnis für schützenswert, so wie Finanzministerin Maria Fekter. Sollte es für EU-Ausländer künftig nicht mehr gelten, für Inländer aber schon, wäre das eine Ungleichbehandlung, die zum Fall für die Höchstgerichte werden könnte.

Dann wäre auch das Bankgeheimnis für österreichische Konteninhaber in Gefahr. "Im EU-Binnenmarkt wird nicht mehr zwischen In- und Ausländern unterschieden", gibt Rothensteiner zu bedenken. Gleichzeitig betont er in seiner Funktion als Spartenobmann der Banken: "Österreich ist keine Schwarzgeldoase - wir tun alles, was uns das Bundeskriminalamt vorschreibt, wenn jemand mit dem Geldkoffer auftaucht."

"Das Vertrauen ist intakt"

Laut Rothensteiner hat es trotz der heftig geführten EU-Debatten über das Bankgeheimnis bis dato keine Kapitalabflüsse gegeben. "Das Vertrauen ist Gott sei Dank intakt."

Vor anderen Debatten auf EU-Ebene - über Sparer-Selbstbehalte im Fall von Bankenpleiten - warnt Rothensteiner indes. Er sei "strikt gegen Diskussionen", dass Sparer wie in Zypern für ihre Bank geradestehen sollen. Damit würde man nur Ängste schüren, dass das Geld "umfallen" könnte.

Raiffeisen steht unterdessen vor einem Umbau. Dabei geht es um Synergien und Kosteneinsparungen. Rothensteiner ist Generaldirektor der Raiffeisen Zentralbank (RZB). Diese wird den Raiffeisenlandesbanken deren Anteile an acht gemeinsamen Tochterfirmen (darunter etwa die Bausparkasse, die Fondsgesellschaft, die Wohnbaubank und die Pensionskasse) abkaufen.

Ziel des Projekts, das bis Ende 2015 umgesetzt werden soll, ist ein Zusammenrücken auf Bundesebene. Die RZB soll als Spitzeninstitut des Raiffeisen-Sektors mehr zentrale Kompetenzen bekommen. Die Beschlüsse für die Komplettübernahme der Spezialgesellschaften mit insgesamt 1200 Mitarbeitern sollen im Frühsommer fallen. Beim Abbau von Personal will man die natürliche Fluktuation nutzen.

2012 hat die RZB, deren wichtigste Beteiligungen die Raiffeisen Bank International und die Uniqa sind, unterm Strich 361 Millionen Euro Gewinn gemacht - um knapp ein Viertel weniger als im Jahr davor. Als großes Sorgenkind gilt das Leasinggeschäft in Italien, das die Konzernbilanz mit einem Verlust von 59 Millionen Euro belastete. Zuletzt musste man immer wieder frisches Geld nachschießen.