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Mit dem Essen spielt man nicht

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.

Die Investmentwelt ist in der Frage von Rohstoffinvestitionen gespalten.


"Spekulationen mit Rohstoffen sind verwerflich", sagt Christian Rauscher von der Wallberg S.A. "Fondsboutique". So werden kleine Investmentgesellschaften genannt, die sich auf Nischen spezialisieren. Wallberg ist besonders in Schwellenländern aktiv. Rauscher weiß daher aus Vor-Ort-Besuchen, wie Existenz bedrohend höhere Nahrungsmittelpreise für die Bevölkerung sind.

In seinen Grundzügen ist der Handel an Rohstoffbörsen eigentlich die älteste Form des Börsenhandels. Der moderne Ansturm auf die Rohstoffmärkte begann nach dem Platzen der "Internet-Blase", an der Wende zu unserem Jahrtausend. Die seit 1936 bestehende Börsenordnung zum Rohstoffhandel in den USA war kurz zuvor gelockert und Spekulationsbeschränkungen aufgehoben worden. Da viele Anleger Unmengen Geld an den Aktienmärkten verloren hatten, strömten sie in die Rohstoffmärkte.

Und hier setzen die Spekulationen ein - auch jene, über die Auswirkungen auf die Preisentwicklung. Klar ist, dass einzelne Anleger-Wetten Preis bestimmend waren und sind, aber große Verschiebungen können sie nur in seltensten Fällen erklären. Die Schuld wird Finanzinstrumenten gegeben, die einen Index nachbilden, in die einfach investiert werden kann und die sich steigender Beliebtheit erfreuen - wie etwa ETFs (Exchange Traded Funds).

Die OECD stellte aber in einer Untersuchung fest, dass "basierend auf neuen Daten und empirischen Analysen" Indexfonds "keine Blase in den Preisen von Rohstoff-Futures" zwischen 2006 und 2008 herbeigeführt haben. Allerdings schränken die Autoren der Studie ein, dass es in einigen Märkten enorme Diskrepanzen zwischen den Preisen der Futures und jenen der tatsächlich physisch gehandelten Rohstoffen gibt. Hier sei zu wenig erforscht, ob Indexfonds einen Einfluss haben.

David Donora von der Investmentfirma Threadneedle ist sicher, dass das wirkliche Problem erst kommt: Nämlich dadurch, dass Indexfonds immer häufiger die Rohstoffe, deren Preisentwicklung sie nachbilden wollen, auch physisch halten. Derzeit werde das etwa für Indexfonds auf Metalle vermehrt angedacht. "Das könnte zu Engpässen führen. Eine gefährliche Situation", ist Donora überzeugt. "Schon jetzt wird von ETFs weltweit mehr Gold gehalten als von allen Zentralbanken zusammen", so der Rohstoff-Experte. Allerdings hatten Zentralbanken bis vor kurzem große Teile ihrer Goldreserven abverkauft. Erst seit zwei Jahren haben sie sich wieder zu Nettokäufern entwickelt.

Donora selbst setzt auf einen aktiven Investmentansatz bei Rohstoffen, was in dieser Assetklasse bisher wenig verbreitet ist. Durch gezielte Auswahl könne das Portfolio besser gesteuert und Spekulationsblasen vermieden werden. Wenn der Manager seine Sache gut macht. Andere Vermögensverwalter setzen auf indirekte Investitionen in Rohstoffe. So auch Martin Skanberg von Schroders, der besonders Unternehmen im Auge hat, die in den Bereichen Öl, Maschinenbau, Brauereien, Lebensmittel und Rohstoffe tätig sind. Laut Markttheorie können solche Aktieninvestitionen helfen, die Wirtschaft eines Landes anzukurbeln. Dass es auch hier zu Blasen und Spekulationen kommen kann, wissen wir spätestens seit 2008.

Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.