Sie rechnen mit dem Euro: Von der Einführung der neuen Währung 2002 erhofft sich die Taschenrechner-Industrie ein profitables Geschäft in ihrem eigentlich schon gesättigten Markt. Die Hersteller setzen darauf, dass die Kombination von komplizierten Umrechnungseinheiten und preisbewussten Verbrauchern einen wahren Boom bei Euro-Taschenrechnern auslöst, die mit einem einzigen Knopfdruck die Landeswährung in Euro umrechnen.
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Der Umrechnungsfaktor in einigen der zwölf Euro-Zonen-Länder ist simpel - so entspricht in Deutschland ein Euro 1,95583 Mark, also knapp zwei Mark, so dass die Verbraucher den neuen Euro-Preis ziemlich präzise überschlagen können. Anders sieht es in Spanien mit 166,386 Peseten pro Euro aus. In Irland schließlich kostet ein irisches Pfund 0,787564 Euro. Demnach müssen die Iren für ein Pint Guinness-Bier in einem Dubliner Pub künftig nicht mehr etwa 2,25 irische Pfund zahlen wie bisher, sondern 2,8568 Euro - spät am Abend und nach einigem Bier eine durchaus vertrackte Angelegenheit. Ähnlich kompliziert ist die Umrechnung in Österreich, wo ein Euro 13,7603 Schilling wert ist.
Die Mehrheit der Europäer befürchtet Umfragen zufolge schleichende Preiserhöhungen, wenn das Euro-Bargeld am 1. Januar 2002 kommt. Deshalb werden viele Zweifler die neuen Euro-Preise in den Geschäften nachrechnen. Kleine Läden ohne elektronische Registrierkasse dürften vor allem in den ersten beiden Monaten, wenn alte und neue Währung noch umlaufen, kaum ohne Taschenrechner auskommen. Außerdem werden voraussichtlich viele Eurotaschenrechner als Werbegeschenk dienen.
Michael Langbehn, Marketing-Direktor des japanischen Rechner-Herstellers Casio in Hamburg, sagt: "Länder, die einen sehr komplizierten Umrechnungsfaktor haben - wie Italien, Frankreich oder Irland - haben mehr Potenzial für unser Angebot." Andererseits seien die Deutschen sehr genaue Rechner. Deshalb gebe es auch dort gute Marktchancen, fügt Langbehn hinzu. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens GfK weist der Taschenrechnermarkt in Europa kaum Wachstum auf. Die Verbraucher kaufen gewöhnlich nur einen neuen Rechner, um ihr altes Modell zu ersetzen. Der Taschenrechnerabsatz in acht europäischen Ländern - die nicht alle zur Euro-Zone gehören - belief sich GfK zufolge im vergangenen Jahr auf 4,4 Mill. Euro (60,5 Mill. Schilling).
Jeder deutsche Haushalt hätte durchschnittlich schon sechs Taschenrechner - "und es ist ziemlich schwer, einen siebenten zu verkaufen", sagt Langbehn. Andererseits - schon 1999, als der Euro als Buchgeld eingeführt wurde, setzte die Branche zehn bis 15% mehr Rechner ab. Mit Einführung des Euro-Bargelds hoffen die Hersteller nun auf eine weitere Expansion in mindestens diesem Umfang - denn anders als damals betrifft der Euro jetzt alle: Verbraucher, den Einzelhandel und Unternehmen. "1999 war der Euro zwar da, aber mehr für theoretische Berechnungen. Diesmal sind die Leute gezwungen, in Euro zu rechnen", sagt Saskia von Boxberg, Produktmanagerin bei Sharp in Hamburg.