Zum Hauptinhalt springen

Mit dem Strom oder gegen ihn?

Von Stefan Melichar aus Großbritannien

Wirtschaft

Branche 2008 um Viertel geschrumpft. | Man Group baut auf Markttrends und Mathematik. | London.Hedgefonds präsentieren sich gerne als Anlagemöglichkeit, über die Investoren den Markt austricksen können. Dieses Image hat durch die Finanzkrise tiefe Kratzer abbekommen. Zwar ist die Performance der Branche 2008 insgesamt besser ausgefallen als jene wichtiger Börsen-Indizes. Gewinne konnten laut Analysten von Credit Suisse/Tremont aber nur 21 Prozent der Hedgefonds erzielen, der Rest musste Verluste hinnehmen - teilweise bis zu 100 Prozent.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Alles in allem hat die Hedgefonds-Industrie im Vorjahr rund ein Viertel des von ihr verwalteten Vermögens eingebüßt. Letzteres machte zum Jahresende rund 1500 Mrd. US-Dollar aus. Ob einzelne Fonds Hand in Hand mit den Börsenkursen in den Keller verschwinden, oder ob sie es tatsächlich schaffen, gegen den Strom zu schwimmen, hängt nicht zuletzt von der gewählten Investmentstrategie ab: Laut Credit Suisse/Tremont haben im Krisenjahr 2008 sogenannte Managed-Future-Fonds mit einem Anlageertrag von 18,3 Prozent branchenintern am besten abgeschnitten. Dies vermag im Rückblick kaum zu überraschen.

Profitieren von der Krise

"Es gibt immer gewisse Phasen, in denen sich Investoren ähnlich verhalten", erklärt Felix Gasser, Managed-Futures-Experte beim Hedgefonds-Anbieter Man Group. Daraus entstünden Trends, die sich aus Kursverläufen ablesen lassen. Managed-Futures-Fonds versuchen, anhand derartiger Trends und mithilfe komplexer mathematischer Modelle zukünftige Marktentwicklungen vorherzusehen. Investiert wird mittels sogenannter Future-Kontrakte (siehe Kasten); es kann an steigenden und fallenden Kursen gleichermaßen profitiert werden. Kauf- und Verkaufsentscheidungen - normalerweise viele Hundert pro Tag - trifft ein Computersystem.

Ausschlaggebend für den Erfolg ist, dass es tatsächlich klare Trends im Markt gibt - unabhängig davon, ob es sich um Finanz- oder Rohstoffmärkte handelt. Die in Folge der Rezession 2008 weiter und weiter gefallenen Rohstoffpreise sind für die Managed-Futures-Branche zum Beispiel äußerst profitabel gewesen. Auch dass die Aktienkurse in der Krise praktisch nur die Richtung nach unten kannten, sorgte für Gewinne.

Keine klaren Trends

Im Moment stellt sich die Situation allerdings problematisch dar, da sich keine klaren Richtungen in den Märkten abzeichnen. Laut Credit Suisse/Tremont haben Managed-Futures-Fonds seit Jahresbeginn 2,88 Prozent eingebüßt. Gasser rechnet jedoch mit neuen Trendentwicklungen, sobald die Konjunktur wieder anzieht, und sich eine Inflationsphase abzeichnet.

Um ihr Analysesystem zu verbessern, leistet sich die britische Man Group eine eigene Forschungsabteilung in Kooperation mit der Oxford-Universität - Kostenpunkt: 10,45 Mio. Pfund für 5 Jahre sowie 3,3 Mio. Pfund für eine Professur.