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Mit den Kinos stirbt cineastische Kultur

Von Bernhard Baumgartner

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Es ist ein Trend, den man nicht einfach mit einem Achselzucken zur Kenntnis nehmen kann: Wieder sperren zwei kleine Kinos in Wien zu -das gemütlich-kauzige Gloriette Kino in Penzing und das immerhin auf eine hundertjährige Geschichte verweisende Kepler-Kino in Favoriten. Und sie sind weder die ersten noch die letzten. Von 59 Wiener Kinos 1988 gibt es noch 36. Und den letzten macht gerade die Umstellung auf digitales Material zu schaffen. Viele Kinobetreiber können diese massive Investition nicht mehr erwirtschaften und geben daher auf.

Oft ist es nicht der mangelnde Besuch, der diesen Kinos den Rest gibt, es ist die eigene Branche, die ihnen den Todesstoß versetzt. Da man keine analogen Kopien mehr herstellen will, zwingt sie die Betreiber zum Umstieg - massive Investitionen, die nicht einmal Kinos so einfach wegstecken können, die gut besucht sind. Zwar gibt es Förderungen, diese decken aber nur einen Teil der Kosten ab.

Nun kann man argumentieren, das sei eben der Markt - Geschäfte, die zu wenige Kunden haben, gehen eben ein. Doch das greift zu kurz - würde man das auf andere Kulturinstitutionen umlegen, man müsste alle Theater, Opernhäuser und die meisten Museen sofort schließen. Die Kinos also mit Geld überschütten? Nein, darum geht es nicht. Es geht um eine ordentliche Förderung der kulturellen Vielfalt. Nicht die Multi- und sonstigen -plexe, die Preziosen wie "Mission Impossible IV" spielen. Sondern die kleinen Kinos, mit denen eine cineastische Kultur unterginge. Es wird Zeit, dass auch ihr Beitrag als Kulturgut akzeptiert wird.