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Mit den Mohren-Diensten ist´s vorbei

Von Karl Leban

Wirtschaft

Grasser: "Geier-Fonds" schöpfen 60 Millionen ab. | Beteiligungen sollen allesamt verklopft werden. | Wien. Knapp zwei Jahre nach ihrem Gang an die Wiener Börse ist für die Meinl International Power (MIP), die offiziell nur noch unter dem Namen "Power International" (PI) firmiert, nun das Aus besiegelt. Wie erwartet, hat die Hauptversammlung am gestrigen Dienstag beschlossen, das auf Energie-Investments spezialisierte Fondsunternehmen aufzulösen. Mit großer Mehrheit stimmten die Inhaber der PI-Zertifikate für den Abverkauf aller 14 Beteiligungen sowie die Ausschüttung eines Cash-Bestands von 252 Mio. Euro.


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Der Zerschlagungsplan des neuen Boards, das im November 2008 von rebellischen Investoren eingesetzt worden war, um den umstrittenen Einfluss der Meinl Bank zu brechen und den aus ihrer Sicht überhöhten Gebühren einen Riegel vorzuschieben, ist somit fix.

Für Karl-Heinz Grasser bedeutet dies das Ende seiner Tätigkeit als externer Manager für die jetzige PI. Nach dem Putsch war er ohnehin bereits kaltgestellt. Jetzt ist Grasser endgültig ausgebootet, da der Meinl Power Management, der MPM, an der er ein Drittel hält (die Meinl Bank zwei Drittel), der einzige Kunde abhanden kommt. Den Job als "Meinl-Manager", den ihm sein Yacht-Freund Julius V. großzügig verschafft hatte, muss der einstige Finanzminister nun an den Nagel hängen.

Rückzug in etwa einem Monat

Bei Grasser selbst klang das in einer Pressekonferenz freilich anders. "Ich lege die Funktion des Chairman der Managementgesellschaft zurück", sagte er - so, als ob dies eine freiwillige Entscheidung gewesen wäre. Vorerst werde er aber noch für eine geordnete Übergabe an einen Nachfolger sorgen. "Bis zu meinem Rückzug wird es etwa einen Monat dauern." Seinen Anteil an der MPM, in die er bei deren Gründung rund 17.000 Euro eingebracht hat, wird Grasser an die Meinl Bank übertragen. Weil diese ihre Anteile bereits auf Null abgeschrieben hat, "ist das wohl auch die Orientierung für den Wert meiner Anteile", erklärte der Ex-Spitzenpolitiker weiter.

Zu seiner Bezahlung, die ob der Höhe immer wieder für heftige Spekulationen gesorgt hatte, sagte Grasser hingegen nur: "Sie war marktkonform, wie es einem internationalen Fondsmanager entspricht." Ob es sich um stolze Millionen-Gagen handelt, blieb auch am Dienstag offen.

"Krasse Fehlentscheidung"

Die Power International mitten in der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg zu zerschlagen, bezeichnete Grasser im Übrigen als "krasse Fehlentscheidung". Gerade jetzt gäbe es "tolle Chancen, in ertragreiche Projekte zu investieren". Daher tue es ihm "leid, wenn Kleinanleger nun Geld verlieren", so Grasser. Denn bei der Liquidierung gehe es in Wirklichkeit um kurzfristiges Kasse-Machen durch "Geier-Fonds" (wie Eliott Associates und andere).

Diese Fonds, die noch schlimmer als "Heuschrecken" wüteten, hätten sich im Vorjahr mit mehr als 20 Millionen Zertifikaten billig eingedeckt und sich so die Kontrolle bei PI gesichert. Laut Grasser könnten sie nun mit 50 Prozent Gewinn - rund 60 Mio. Euro - rechnen; im Gegensatz zu vielen Kleinanlegern, die beim Börsengang 10 Euro pro Zertifikat bezahlt hatten, ehe der Kurs einbrach (unter anderem wegen zweifelhafter Praktiken im Hause Meinl).

Die Meinl Bank wehrte sich am Dienstag einmal mehr gegen bisherige Vorwürfe. In einem Flugblatt, das sie am Ort der Hauptversammlung verteilen ließ, betonte sie, man habe sich nicht auf Kosten von Kleinanlegern bereichert. Die Gebühren seien marktüblich und keineswegs überhöht gewesen.

Zurück zu Grasser: Zur jüngsten anonymen Strafanzeige, in der ihm Betrug, Amtsmissbrauch in seiner früheren Funktion als Finanzminister, Anstiftung zum Amtsmissbrauch, verbotene Intervention zu Gunsten von Julius Meinl V. und Steuerhinterziehung vorgeworfen werden, sagte er, sie "sei völlig haltlos". Grasser ist derzeit bemüht, den Urheber zu ermitteln, um Strafanzeige wegen Verleumdung einzubringen: "Ich bitte Sie um zweckdienliche Hinweise."