Vom Stromnetz völlig unabhängig: | Start-up-Firma macht es möglich. | Tübingen. Ein Münchner Unternehmen produziert die weltweit erste serienmässige Direkt-Methanol-Brennstoffzelle, die Smart Fuel Cell AG (SFC). Bisher sind Brennstoffzellen, ob für's Auto oder den Heizungskeller, noch in der Erprobungsphase als Pilotprojekte und Prototypen. Doch das im Jahr 2000 gegründete start-up-Unternehmen SFC forschte von Beginn an nur an Brennstoffzellen-Technologien - und entschied sich für die Entwicklung der Direkt-Methanol-Brennstoffzelle.
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SFC kann auf eine rasante Firmenentwicklungsgeschichte und zahlreiche Auszeichnungen verweisen. Seit September 2005 rüstet der Wohnmobil-Hersteller Hymer AG, Bad Waldsee, seine S-Klasse serienmäßig mit EFOY-Brennstoffzellen von SFC aus. Mit der Brennstoffzelle an Bord für die Produktion von elektrischer Energie wird das Wohnmobil völlig unabhängig vom Stromnetz. Der Fahrer muss nicht mehr den Motor laufen lassen, um die Batterie aufzuladen. Andere Freizeit-Kapitäne schätzen inzwischen die Direkt-Methanol-Brennstoffzelle als Lieferanten für elektrische Energie auf Segelbooten und Yachten: Sie verursacht keine schlechten Gerüche in der Bordkajüte und deutlich weniger Lärm als ein Diesel-Motor. Der CO2-Ausstoß sei nicht höher als der eines Menschen beim Atmen, sagt PR-Managerin Ulrike Schramm.
SFC-Strom für Antarktis-Forschungsstation
Sowohl die EFOY-Brennstoffzelle als auch die dazugehörige Patronen zum Nachfüllen tragen seit August 2006 das TÜV-Prüfsiegel. Das Austauschen ist problemlos, ebenso rasch kann die Beschaffung einer neuen Methanol-Patrone (fünf bis zehn Liter) im Fachhandel erfolgen. Je nach Verbrauch hält eine Patrone acht bis 14 Tage lang vor. Sie kann ohne weiteres gelagert und darf sogar ins Flugzeug mitgenommen werden, berichtet das Unternehmen.
Firmen-Gründer Dr. Manfred Stefener konnte Smart Fuel Cell AG in München-Brunnthal als High-Tech-Unternehmen weltweit vorn platzieren. Er wurde auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos 2005 als "Technology Pioneer" ausgezeichnet, nachdem ihn bereits 2004 die deutsche T-Com mit dem mit 50.000 Euro dotierten "Inspire!Award" bedacht hatte. Eine der neuen Direkt-Methanol-Brennstoffzellen von SFC liefert derzeit sogar den Strom auf der Alfred-Wegener-Forschungsstation in der Antarktis für eine akustische Sensorenanlage, die Walgesänge aufzeichnet. Dafür wurde die Brennstoffzelle, die ohne weiteresTemperaturen bis minus 20 °C aushält, winterfest gemacht.
Veloform rüstet Boten in Frankreich aus
Mit der SFC-Brennstoffzelle als Energiequelle will das Fahrrad-Kurierunternehmen Veloform GmbH, Berlin, zu Beginn des Jahres 2007 den französischen Markt erobern. Erste Niederlassungen sind im Großraum Paris und Strassburg/Elsass geplant.
Die 3,05 Meter langen und 1,80 Meter hohen dreirädrigen CityCruiser-II besitzen einen Elektrohilfsmotor in der Vorderradachse, der die Kuriere bei der Tretarbeit beim Anfahren und auf schwierigem Gelände unterstützt. Dieser Elektromotor wird von einer Direkt-Methanol-Brennstoffzelle mit elektrischer Energie versorgt. "Auf 100 Kilometer Distanz benötigt die Direkt-Methanol-Brennstoffzelle lediglich 0,3 Liter Benzinäquivalent. Doch liefert sie genügend Energie auch für Licht, Blinker und Heizung", teilt Stéphane Printz mit, der die Markteinführung des CityCruisers in Frankreich vorbereiten soll.
Ein weiterer Vorteil der Energieversorgung mit Brennstoffzelle: Die Kurierfahrzeuge müssen nachts nicht mehr ans Stromnetz angeschlossen werden und ihre Reichweite kann nach Wunsch gesteigert werden. Auch eine kleine Heizung für heiß gelieferte Waren, etwa Pizzas, kann von der EFOY-Brennstoffzelle mit Strom versorgt werden. In Berlin ist der erste Fahrradkurier mit Brennstoffzelle bereits unterwegs.