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Mit Drogenkranken sollte man nicht Politik machen

Von Simon Rosner

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Es ist ja löblich, dass sich Innenministerin Johanna Mikl-Leitner um die Sicherheit im Straßenverkehr sorgt. Nur warum will sie dies mittels Haartests zum Nachweis von Drogenkonsum erreichen? Mehr Radarfallen, Tempo 30 in Städten, härtere Strafen für Drängler - es gäbe so viele diskutable Ansätze. Aber Haaranalysen? Haare "speichern" Drogenkonsum nicht nur für Tage, sondern für Monate. Wer jedoch im Oktober gekifft hat, ist mittlerweile wieder fahrtauglich.

Das Straßensicherheitsargument ist daher eher bizarr.

Doch Mikl-Leitner argumentiert weiter: Durch die Screenings könne man Drogenkranken schon früh helfen. Das mag in dem einen oder anderen Fall vielleicht tatsächlich so sein, doch nicht jeder, der Drogen konsumiert, ist süchtig. Im Gegenteil: Die Süchtigen sind eine kleine Minderheit.

Dieser überschaubaren Anzahl von Suchtkranken muss wie anderen Kranken geholfen werden, das ist auch längst common sense. Die Substitutionstherapie ist als Therapieform ebenso common sense geworden, nun wird sie von Mikl-Leitner infrage gestellt. Es ist zwar richtig, dass mittlerweile mit Substitutionsmedikamenten gehandelt wird, allerdings sind diese eher ein Zahlungsmittel innerhalb der Szene als eine gesellschaftliche Gefahr. Wegen dieses Schwarzmarkts gleich eine anerkannte Therapieform zu gefährden, ist ebenso unseriös wie mit Haaranalysen für Verkehrssicherheit sorgen zu wollen.