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Mit einem tief-blauen Auge

Von Walter Hämmerle

Analysen

Mit knapper Not rettet Burgstaller Platz eins für SPÖ. | "Isn´t she lovely, isn´t she wonderful" - der Song des US-Schmusesängers Stevie Wonder klingt tatsächlich wie gemacht für Gabi Burgstaller; kein Wunder, dass die Salzburger Landeshauptfrau zu diesen Klängen unter dem tosenden Applaus ihrer Anhänger die Bühne bei der Wahlkampfabschlussveranstaltung der Salzburger SPÖ betrat.


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Ihr "Wohlfühlwahlkampf", wie Kritiker die SPÖ-Kampagne bezeichneten, konnte trotzdem nicht die zum Teil massiven Stimmenverluste zu vermeiden. Nachdem der gesamte Wahlkampf auf die Person Burgstallers zugeschnitten war, ist das Wahlergebnis ein schwerer Dämpfer für die erfolgsverwöhnte Salzburger Frontfrau.

Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist, wie die SPÖ in Salzburg ohne die Sympathie-Lokomotive Burgstaller abgeschnitten hätte. Vielleicht so, wie die Kärntner SPÖ?

Der zurückliegende Wahlkampf der 45-jährigen gebürtigen Oberösterreicherin war dabei nur die Quintessenz ihrer bisherigen politischen Karriere: Burgstaller ist ein kommunikatives Naturtalent mit enormen Sympathiewerten in der Bevölkerung. Dass es in der Politik um harte Macht- und Verteilungsfragen geht, gerät bei ihr fast in Vergessenheit.

Die Salzburger SPÖ weiß seit 2001, als Burgstaller die Landespartei übernahm, was sie an ihrer Frontfrau hat - und entsprechend war sie bereit, ihr eigenes politisches Profil in den Hintergrund zu rücken. Mitunter musste man sogar das Parteilogo auf den Plakaten mit der Lupe suchen. "Wohlfühlwahlkampf" ist wohl der Begriff, der in diesem Zusammenhang von professionellen Beobachtern am meisten verwendet wurde.

Burgstaller wischt solche Kritik mit dem Hinweis, die Bürger wollten keinen Streit, vom Tisch. Trotz teils deutlicher Stimmenverluste gibt ihr das Wahlergebnis Recht, die SPÖ verteidigte Platz eins erfolgreich, vor allem, wenn man bedenkt, dass die SPÖ 2004 einen historisch einmaligen Höchststand erreichte.

Mit ihrem politischen Kurs hat sich die studierte Juristin mit AK-Vergangenheit eine Sonderstellung unter Österreichs Landeshauptleuten erarbeitet: Als Einziger ist es ihr gelungen, sich aus den parteipolitischen Niederungen der Landespolitik herauszuhalten. Dazu mag wohl auch die äußerst wohlwollende Berichterstattung der Medien beigetragen haben.

Politisches Profil erarbeitete sie sich vor allem auf Kosten der Bundespolitik. Zunächst nutzte sie die ungeliebte und unbeliebte Politik von Schwarz-Blau als populären Reibebaum. Später, als auf Wolfgang Schüssel Alfred Gusenbauer folgte, musste der eigene Parteichef als Gegenpol herhalten. Seit Werner Faymann die Zügel in der Hand hat, wartet man auf kritische Zwischenrufe allerdings vergeblich. Lediglich die überfallsartige Ankündigung von Unterrichtsministerin Claudia Schmied wenige Tage vor der Wahl, die Lehrverpflichtung der Lehrer um zwei Stunden zu verlängern, sorgte für eine entschlossene Distanzierung.

Mit ihrer Strategie, drohende Konflikt bereits im Ansatz wegzumoderieren verstellte Burgstaller ihren politischen Mitbewerbern, allen voran der ÖVP unter Landeshauptmann-Stellvertreter Wilfried Haslauer, die größere Chance zur Profilierung. Burgstaller profitierte dabei vom sachlichen, nüchternen Naturell ihres Herausforderers und Regierungspartners.