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Mit Elektro-Ski die Kurve kratzen

Von Claudia Peintner aus Deutschland

Wirtschaft
Die in Eis gefrorene Ski-Bekleidung zog auf der Sportartikelmesse in München viele Blicke auf sich. Foto: Messe München

Sportartikelmesse: Was hilft Skibranche aus Nachfrage-Loch? | Formel-1-Technik für Turbo-Ski und Schuhe mit Heizung. | München. Nicht nur die Ski-Handschuhe in dem am Messestand aufgebauten Eisblock sind steif vor Kälte. Eingefroren sind auch die Absatzzahlen der Skiindustrie: "Das Weltmarktvolumen ist binnen drei Jahren um fast ein Drittel eingebrochen", sagt Atomic-Chef Wolfgang Mayrhofer bei der weltweit größten Sportartikelmesse ispo in München.


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Viele Händler erinnern sich schmerzhaft an den schneearmen Winter 2007, als sie auf ihrer Ware großteils sitzengeblieben sind. Zusätzlich hat in den letzten Jahren ein Boom im Verleihgeschäft den massiven Rückgang der Skinachfrage beschleunigt.

"Ski sind nur mehr ein Durchlaufposten ohne Gewinnmargen", berichtet Franz Julen, Chef von Intersport International. Die Preise sind heuer erneut um 5 bis 10 Prozent auf durchschnittlich 350 Euro gesunken. Mittlerweile verdienen die Händler mit Skischuhen mehr als mit den Brettln. Schließlich gilt häufig: Ski-Verleih ja, jedoch mit eigenen Schuhen.

Brettln aus Bambus

"Der Weltmarkt hat die Talsohle im Vorjahr erreicht, er liegt nun bei 3,1 bis 3,2 Millionen Paar", schätzt Mayrhofer. Doch was muss passieren, um wieder gewohnte Ski-Erfolge einzufahren?

Die Knüller-Innovation wie der Carving-Ski ist unter den 2000 Ausstellern aus 45 Ländern heuer nicht zu finden. Dafür fällt auf, dass sich viele Produzenten den Themen Elektronik und umweltfreundliche Materialien verschrieben haben. Head zum Beispiel übernahm Ideen aus der Formel-1 und entwickelte einen Elektro-Ski mit integriertem Mikro-Chip. "Wenn sich der Ski durchbiegt, entstehen in den Fasern des Belags elektrische Impulse", erklärt Ralf Eisenhut vom Head-Marketing. Der Effekt: "Man kommt schneller und einfacher in den nächsten Schwung." Im Atomic Schauraum ist ein beheizbarer Skischuh ausgestellt. Die verkabelte Sohle enthält ein Heizelement, das über eine am Schuh befestigte Batterie betrieben wird.

Beim Ski-Produzenten Völkl wiederum findet sich erstmals ein Tourenski im Sortiment, bei dem ganz auf Glasfaser verzichtet wird.

Nahezu der komplette Ski besteht aus Holz aus ökologisch zertifizierten und heimischen Wäldern. Salomon baut hingegen Ski-Modelle aus schnell nachwachsendem Bambus.

Neben Produkt-Neuheiten müsse es auch Verbesserungen in der Distribution geben, fordert Intersport-International-Chef Julen von den Herstellern. Dass bereits im Februar die Modelle der nächsten Saison in die Regale kommen, schaffe Überkapazitäten. Außerdem: So wie die Autobauer Komponenten gemeinsam herstellen, könnten auch die Ski-Hersteller in der Produktion, etwa bei Bindungen, zusammenarbeiten. Dadurch blieben mehr Mittel für die Forschung.

China: Familie statt Piste

Als eine weitere Achillesferse der Skiindustrie gilt, dass der Skisport überaltert ist. Man müsse vor allem Jugendliche wieder für sich gewinnen, lautet der Tenor. Und was ist mit den Chinesen, die oft als Hoffnungsträger gehandelt werden?

"Die Chinesen sind nicht gerne mobil. Nur für ein paar Tage wegfahren, das passt nicht zur Kultur, weil sie stark an ihre Familie gebunden sind", berichtet ein Händler auf der Messe.

Hinzu komme, dass sich viele Chinesen Liftkarten und Ausrüstung in den nächsten zehn Jahren sicher noch nicht leisten könnten.