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Mit Erfolg in die Selbstständigkeit

Von Claudia Peintner

Wirtschaft
Der Traum von der Selbständigkeit wird oft zum Alptraum: schlaflose Nächte, weil Kunden fehlen und das Einkommen zur Deckung der Fixkosten nicht reicht.

Viele Selbständige scheitern, weil sie keine genauen Umsatzziele festlegen.


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Wien. Jeder, der monatlich 3000 Euro auf sein Einkommenskonto bekommt, kann sich in der Regel glücklich schätzen. Bis auf Selbständige. Zum Leben reicht dies für sie meist nicht aus. Denn vom Betrag müssen noch Einkommenssteuer, diverse Versicherungen, Umsatzsteuer oder auch Kammerbeiträge bezahlt werden. Von Büromiete, Telefon- und Internetkosten ganz abgesehen. Und Bezüge aus dem 13. oder 14. Monatsgehalt gibt es auch keine. Wer sich also mit der Selbständigkeit ein Leben im Chef-freien Schlaraffenland erträumt, hat sich geirrt. Oder doch nicht?

Fakt ist: Das Medianeinkommen eines Selbständigen in Österreich beträgt laut Statistik Austria rund 10.900 Euro netto im Jahr. Das ist um die Hälfte weniger als das von unselbständig Beschäftigten.

"Am Anfang die Kugel ins Rollen zu bringen ist schwer. Wenn es läuft, dann muss die Kugel am Laufen gehalten und die Richtung vorgegeben werden", fasst Martina Schubert, Beraterin von Ein-Personen-Unternehmen und Geschäftsführerin von FO.FO.S - einem Forum zur Förderung der Selbständigkeit - den Weg in die Selbständigkeit zusammen.

Die Kunst des Einschränkens

In der Regel brauche es zwei bis drei Jahre Zeit, damit das Geschäft anläuft. Bis dahin sollten vor allem drei Regeln beachtet werden: "Wer selbständig arbeitet, muss sich für die kommenden Jahre ein Umsatzziel setzen", betont Schubert. Um dieses im Vorhinein zu kalkulieren, müssen vor allem geplante private und betriebliche Ausgaben addiert werden. Regel Nummer zwei lautet: Unternehmer dürfen ihre Leistungen nie unter ihrem Wert verkaufen. Wer herausfinden will, wie viel eine Beratung oder ein Service wert ist, muss sich nur beim Mitbewerb umsehen. Weiters hilft eine Mini-Umfrage im Bekanntenkreis: "Wie viel seid ihr bereit, für meine Leistung zu zahlen?"

Obwohl ein Selbständiger das gesamte Spektrum an unternehmerischen Aufgaben - von der Buchhaltung und Presseaussendung bis hin zur Mahnung - alleine stemmen muss, sollte man sich laut Schubert zu Beginn auf drei Aktivitäten konzentrieren. Definitiv nicht fehlen darf das oftmals ungeliebte Eigen-Marketing. Regel Nummer drei: "Dort wo die Zielgruppe hingeht, sollte man auch als Unternehmer zum Kontakte Knüpfen hingehen", sagt Schubert, die ein Selbst-Lernprogramm zum Thema "Ausreichend verdienen als Ein-Personen-Unternehmen" verfasst hat. Die Kontaktmöglichkeiten reichen von Kongressen und Fachvorträgen bis hin zu speziellen Netzwerken für Unternehmer. Gut dafür eignen sich etwa "Frau in der Wirtschaft", "Junge Wirtschaft", "Business Mamas" oder das Kleinstunternehmerservice "Kuso".

Das verflixte dritte Jahr

Ein Kundenstock lässt sich auch über Kooperationspartner aufbauen. Man muss sich überlegen, wer in einer vor- oder nachgelagerten Branche arbeitet. Über Querverbindungen kann man sich dann gegenseitig weiterempfehlen. "Die Partner sollten jedoch bei Preis und Qualität auf einem ähnlichen Niveau liegen wie man selbst", rät Beraterin Schubert.

Laut Einkommensbericht 2010 gibt es in Österreich insgesamt 710.859 selbständig tätige Personen. Viele von ihnen kommen "im verflixten dritten Jahr" ins Schleudern. Der Grund: Dicke Nachzahlungen aus vorhergehenden Jahren fallen an, Begünstigungen für Gründer fallen weg.

Geht es nach Martina Schubert, dann gebe es einige Schrauben, an denen die Politik drehen könnte, um Selbständigen ihre Existenz zu erleichtern. Ein Dorn im Auge ist vielen etwa das im Telekommunikationsgesetz festgeschriebene Werbeverbot. Demnach dürfen Selbständige ihre Angebote an potenzielle Kunden nur per Brief, jedoch nicht per E-Mail oder Telefonat unterbreiten. Verbesserungsbedarf sieht Schubert auch bei den Sozialversicherungs-Abgaben: Hier sollte wie in Skandinavien und wie bei der Einkommenssteuer ein Freibetrag eingeführt werden.

Buchtipp: "Ausreichend verdienen im Ein-Personen-Unternehmen", ein Selbstlern-Programm in 8 Modulen, mit 90 Checklisten und vielen Praxistipps, Preis: 79 Euro. www.fofos.at