Die Kaffeepreise unterliegen starken Bewegungen an den Rohstoff-Börsen. Die Kosten für die Produktion für Kleinbauern sind aber - nicht zuletzt wegen des Klimawandels - am Steigen. Eine Bestandsaufnahme am Tag des Kaffees.
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Kaffee ist nach Wasser das Lieblingsgetränk der Österreicher. Pro Kopf und Jahr werden 7,33 Kilogramm Kaffeebohnen konsumiert. Da schlagen uns nur die Skandinavier - der Jahresverbrauch etwa in Finnland beträgt pro Kopf und Jahr 10,35 Kilogramm. Am 1. Oktober, dem internationalen Tag des Kaffees, wird gerne mit solchen Zahlen hantiert.
So weit, so gut. Während die Konsumenten im Westen mehr oder weniger stabile Preise zahlen, werden die Schwankungen auf den Weltmärkten oft auf dem Rücken derer ausgetragen, die am Anfang der Produktionskette stehen. Rund 80 Prozent der weltweiten Kaffee-Ernte wird von etwa 25 Millionen Kleinbauern eingefahren. Der Handel - Einkauf, Röstung und Vertrieb wird dagegen von wenigen großen Gruppen dominiert.
Im Kaffeeland Kolumbien leben etwa 560.000 Familien alleine vom Kaffee-Anbau. Und während der Preis für die Bohnen sich auf einem Dollar-Niveau wie vor 20 Jahren bewegt - die Inflation nicht mitgerechnet - steigen die Kosten für Anbau und Ernte an, erzählt Victor Cordero aus Kolumbien. Er ist Vorstandsmitglied von CLAC (Fairtrade South America) und war zuletzt auf Einladung der NGO Fairtrade in Wien. "Die Kaffeebauern haben heutzutage Kosten und anfallende Mehrarbeit, die sie früher nicht hatten", sagt Cordero. Regenfälle bleiben aus. Dabei benötigt gerade der Kaffeeanbau viel Wasser.
Neue Felder suchen
Zum Teil müssen die Kaffeebauern weiterziehen, und neue Erntefelder suchen. Das bedeutet, dass sie ihre eigenen Felder mitunter verlassen und eine Pacht für einen Großgrundbesitzer in einem höher gelegenen Terrain aufnehmen müssen.
Nachdem die Kleinbauern selbstständige Unternehmer sind, kommt für sie eine gewerkschaftliche Vertretung gegenüber der Marktmacht der wenigen Großeinkäufer nicht in Frage. Die Fairtrade-Kleinbauern versuchen sich dagegen in Kooperativen zusammenzuschließen, um ein gewisses Gegengewicht zu bilden.
Der Fairtrade-Mindestpreis dient als Sicherheitsnetz für Weltmarktpreise. Denn die befinden sich seit September 2017 unter den Kosten einer nachhaltigen Produktion, meint die NGO. An der New Yorker Börse liegt der Kaffeepreis bei einem Dollar pro Pfund. Für viele ein Schleuderpreis. Der Fairtrade-Mindestpreis für gewaschenen Arabica-Kaffee liegt bei 1,40 US-Dollar pro britischem Pfund (lb). Für biologisch angebauten Kaffee erhalten die Bauern einen Aufschlag von 30 US-Cents pro Pfund. Wenn sich die Kleinbauern zu Organisationen zusammenschließen, erhalten die Erzeuger eine Fairtrade-Prämie von 20-US-Cents pro Pfund, die von Kooperativen für Investitionen verwendet werden können.
In Österreich liegt der Marktanteil von Fairtrade-Kaffee bei 7,7 Prozent. Damit sind wir deutlich vor Deutschland - mit nur 4,5 Prozent Marktanteil.(wak)