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Also wirklich glücklich sahen sie nicht aus. Nun gibt es zwar für Sportler, die das Pech haben, in einer kommunistischen Diktatur wie Nordkorea geboren worden zu sein, vermutlich grundsätzlich nicht allzu viel zu lachen. Aber zumindest hätten die Eishockey-Spielerinnen, die am Donnerstag auf dem Landweg die Grenze zu Südkorea passierten, ein kleines Anzeichen von Freude zeigen können. Immerhin kommt es ja nicht oft vor, dass Athleten zweier verfeindeter Staaten bei Olympia als ein Team antreten - im Fall der beiden Koreas, die sich schon seit bald 70 Jahren im Kriegszustand befinden, war das bis vor kurzem sogar undenkbar. Und dennoch haben sich die zwölf Damen aus dem Norden nichts anmerken lassen. Kein Winken, kein Lächeln, keine Zurufe.
Nun, an Nervosität wird es kaum gelegen sein. Denn mit der hat wohl eher jene "nordkoreanische Delegation" zu kämpfen, welche die Eishockey-Spielerinnen auf ihrer Reise nach Pyeongchang begleitet. Denn zu glauben, dass sich in dem Tross nur Trainer und Servicemitarbeiter - aber keine Geheimdienstleute - befinden, wäre doch mehr als naiv. Nicht auszudenken, wenn einer der Athletinnen etwas Unbedachtes oder Kritisches über die Heimat über die Lippen käme. Von der Fluchtgefahr gar nicht zu reden. Denn dass diese bei sportlichen Großereignissen besteht, liegt auf der Hand - allein, den Schritt in die Freiheit gewagt haben bisher nur wenige Athleten. Und zwar aus Rücksicht auf ihre Familien, die im Falle einer Flucht wohl ins Arbeitslager wandern würden. Vor diesem Hintergrund sind die steinernen Mienen der Eishockey- Spielerinnen ein erschreckendes Zeugnis. Das einzig Positive ist: Sollten die Eishockey-Damen bei Olympia versagen, blieben ihnen nach der Rückkehr, nachdem sich die Schuld relativ einfach den Südkoreanerinnen in die Schuhe schieben lassen würde, Folgen erspart. Ein Grund zum Lächeln ist das aber dennoch nicht.