Zum 75. Mal öffnet der Welt größte Imbissbude ihre Pforten. Hier kann man über 110.000 Spezialitäten aus allen Kontinenten probieren. Und mit Goethe durch ein Blumenmeer reisen.
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Überlebensgroß dominiert der Herr Geheimrat das Pflanzenreich zu seinen Füßen. Eingehüllt in einen wallenden Mantel, den er gleich einer griechischen Statue mit der energischen Rechten rafft, hebt er das Haupt und blickt visionär ins Erhabene. Für das Jubiläum verließ der tonnenschwere Dichterfürst sogar seinen angestammten Platz im Berliner Tiergarten und übersiedelte für die nächsten zehn Tage in die Blumenhalle der Internationalen Grünen Woche Berlin.
Bis 24. Jänner können sich dort die Besucher auf "Goethes bunte Blumenreise" begeben. Und dabei Farb- und Duftwelten entdecken von tausend Rosen, fünfhundert Lavendel-Pflanzen und 250 Arten von Duftjasmin. 12.000 zarte Vorfrühlingsblüher und leuchtende Tulpen lassen den tristen Winterhimmel vergessen und über 500 Orchideen setzen tropische Akzente.
Seine naturwissenschaftliche Abhandlung "Zur Farbenlehre" veröffentlichte Goethe vor genau 200 Jahren. Die ersten Ideen dazu entstanden bei Reisen in den Harz und nach Italien. Die Natur der Farben untersuchte Goethe aber auch in seinem Garten in Weimar.
Doch das ist bei weitem nicht das einzige Highlight im Rahmen dieser weltgrößten Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau. Der "ErlebnisBauernhof" zum Beispiel zeigt die gesamte Lebensmittelkette. Auf 6000 Quadratmetern erfahren Erwachsene und Kinder, wie unsere Lebensmittel von Feld und Stall bis auf den Teller kommen, wie die Qualität unserer Nahrung gesichert wird oder wie moderne Techniken in der nachhaltigen Landwirtschaft eingesetzt werden. Im "nature.tec"-Bereich kann man sich über Bioenergie und nachwachsende Rohstoffe informieren.
Biologischer Landbau, nachhaltige Bewirtschaftung, Erhalt der Biodiversität (Artenvielfalt) und Qualitätssicherung sind ebenso Schwerpunkte wie die zukunftsorientierte Entwicklung der Dörfer als Arbeits- und Lebensräume und als Schnittstellen zwischen Mensch und Natur. Das Leitthema des Internationalen Dialog-Forums 2010 lautet: "Landwirtschaft und Klimawandel - neue Konzepte von Politik und Wirtschaft".
Begonnen hatte alles vor 84 Jahren mit der Idee eines Mitarbeiters im Berliner Fremdenverkehrsamt, man könne doch den Straßenverkauf bäuerlicher Produkte und die traditionelle Wintertagung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in einer Ausstellung verbinden. So fand die erste Grüne Woche vom 20. bis 28. Februar 1926 statt. Schon im ersten Jahr wurden immerhin 50.000 Besucher gezählt. Nach den Lodenmänteln, die plötzlich zu Tausenden das Stadtbild prägten, erhielt die Woche ihre Bezeichnung "Grün".
Eine einzige Erfolgsgeschichte: In diesem Jahr rechnen die Veranstalter mit mehr als 400.000 Besuchern, 5000 akkreditierten Journalisten und mehr als 50 Agrarministern. 1589 Aussteller aus 56 Ländern präsentieren sich auf 115.000 Quadratmetern. Seit 1926 beteiligten sich insgesamt 72.000 Aussteller aus 116 Ländern. Darunter - schon traditionell - 43 Aussteller aus Österreich. Heuer wird der dreißigmillionste Besucher erwartet.
Alle Hungrigen können aus einem Angebot von ungefähr 110.000 Spezialitäten wählen: Down Under bietet Herzhaftes vom Känguru. Aserbaidschan verführt mit Naschereien aus knackigen Nüssen und exotischen Säften. Getränke etwas anderer Art servieren die Kanadier: Whiskey mit Ahornsirup, Yukon-Jack-Likör oder Iceberg-Wodka. Und natürlich Leckereien aus Europa, ob ungarische Paprika-Salami, Bio-Honig aus der Puszta, Käsespezialitäten aus Holland oder englischer Fudge in neuen Geschmacksrichtungen.